Flaneurgeschichten.
Ist schon ein paar Jahre her
dass ich offenbar zum Ruf Wiens
als Musikhauptstadt der Welt beigetragen habe
nicht allerdings mit den Liederabenden
die ich damals gab
mit Roland Batik und seinem Jazz Trio
in der Broadway Bar
dies heute nicht mehr gibt.
Hatte dafür die schönen alten Swing Standards einstudiert
von I’ve got you under my Skin bis zu
The Lady is a Tramp
von Route 66, Fly me to the Moon
bis zu My Baby just Cares for Me usw.
dabei übrigens experimentiert
und den sog. „Swing’n Rap“ erfunden
indem ich zu meiner Stimme eine Rapperin
improvisieren ließ.
Die junge Opernsängerin Katalin Medveczky
die auch den Rap mochte hatte diesen part übernommen
und wir übten gern beim Autofahren
zu Playbacks, die ich auf CDs kopierte.
Singend fuhren wir also eines Tages wieder in die Stadt
und auf dem Albertinaplatz
wo ich anhalten musste um eine Gruppe japanischer Touristen
den Schutzweg passieren zu lassen
hatten wir gerade –was als gag fürs Konzert gedacht war-
Mozart angestimmt, das schöne Duett
Don Giovannis mit Cerlina, der Bauernbraut.
Während also die Japaner passieren
bereits auf uns aufmerksam geworden
die Musik war ja aus dem Wagen gut zu hören
singe ich gerade mit dunklem Bariton
♫ Là ci darem la mano,
Là mi dirai di sì,
Vedi, non è lontano,
Partiam, ben mio, da qui
und Katalin antwortet:
♫ Vorrei, e non vorrei,
Mi trema un poco il cor
Felice, è ver, sarei,
Ma può burlami ancor…
Die Japaner queren also die Straße vor unserem Wagen
ihre Blicke ungläubig auf uns gerichtet
hören Mozarts Musik und unsere Stimmen
um dann auf der andern Straßenseite ihre Kameras zu zücken
und was sie dachten konnte ich mir lebhaft vorstellen:
Wien ist wahrlich die Musikhauptstadt der Welt,
da singens Mozarts Dueti schon beim Autofahren.
Foto: Harri Mannsberger