Archive for Juli 2019

30.7.19 Religiotie

Juli 30, 2019

Religiotie zum Tag.

Das Erdogan-Regime

will den islamischen Kopftuchzwang durchsetzen.

Bürger werden zur Denunziation aufgefordert

Sie sollen Frauen ohne Kopftuch fotografieren

die Autonummer dazu

damit die Täterinnen ausgeforscht werden können

Cafe- und Restaurantbesitzern wird gedroht

ihr Lokal zu schließen

wenn sie darin nicht das Kopftuchtragen durchsetzen.

Üblich sind Anschläge:

„Liebe Kundin! Beachten Sie bitte die Hijab-Regeln!“

Doch immer mehr Frauen leisten Widerstand

fordern zum Boycott der Geschäfte auf

die sich zu Handlangern der Islamisten machen lassen.

Mal sehen, wer sich durchsetzt.

29.7.19 Flaneur Themse

Juli 29, 2019

FLANEURGESCHICHTEN

Diese Segelsaison begann ich London

auf der Themse durch die Stadt kreuzend

mit einer Wayfarer Jolle des Shadwell Sailing Clubs

vom Schatten der Bürotürme der Canary Wharf

den Fluss hinauf bis zur Tower Bridge.

Groß und Genua sind gesetzt

der Wind ist frisch, wir machen los

der Moment in dem der Wind in die Segel fährt

ist stets ein erhebender

auf See wie auf dem Fluss

es segelt in mir.

Es geht flussaufwärts gegen den Gezeitenstrom

vorsichtig der schnellen Clipper wegen

begleitet von Motorbooten des Clubs

und mit diesen in ständiger Funkverbindung.

Jollensegeln ist die direkte Art zu segeln

man spürt Wind und Wellen in den Beinen

jeder Dickschiffsegler sollte das von Zeit zu Zeit tun

gilt im besonderen Maß auch auf der Themse

die Mast-Tops der Jollen sind hier mit Auftriebselementen versehen

um ein Durchkentern zu vermeiden

gibt manchmal schlimme Kreuzseen auf diesem Tidengewässer.

„Britannia rule the waves!“ hieß es

die Seeschlacht am Kap Trafalgar wurde

dank der besseren Segeltaktik gewonnen

und im Herzen der Hauptstadt

der für Jahrhunderte ersten Seemacht dieser Welt

fühlt man an jeder Biegung des Flusses

dass von hier einst ein Weltreich regiert wurde.

Die beliebteste Ausfahrt unter Londons Seglern ist übrigens:

mit der Ebbe rasant hinunter bis Greenwich

dort am Strand liegen, dann ein Bier im Pub oder auch zwei

und mit der einsetzenden Flut wieder zurück zum Club.

 

Alfred Zellinger, Flaneurgeschichten

aus der imaginären Metropole Europas

450 Seiten, Edition P.E.N. im Löcker Verlag

29,80; ISBN 978-3-85409-958-1

26.7.19 Flaneurgeschichten

Juli 26, 2019

FLANEURGESCHICHTEN

AUS DER IMAGINÄREN METROPOLE EUROPAS

Den Käufern dieses Buchs gewidmet:

Ich zitiere hier etliche Geschichten aus diesem Buch

unregelmäßig und nach Lust und Laune

doch selbst wenn ich das noch einige Zeit fortsetze

werden diese Zitate insgesamt nur einen geringen Bruchteil

des gesamten Textes ausmachen

Im üblichen Buchformat wären das 700 Seiten gewesen

weshalb der Verlag ein größeres Format vorschlug

in dem es jetzt „nur“ 450 Seiten sind.

Habe mir ja schon ein Dutzend Bücher

in verschiedenen österreichischen Verlagen vorzuwerfen

darunter einen „Doktor Faustus in London. Banker, Oligarch“

– Faust I und II „ins 21. Jahrhundert gebeamt“

wie der Herausgeber schreibt –

die „Flaneurgeschichten“

sind darunter jedoch der umfangreichste Text.

Opus Magnum nennt man das in der Branche gern …

26.7.19 d’Annunzio

Juli 26, 2019

FLANEURGESCHICHTEN

„Et in Roma ego.

Betrete die Ewige Stadt durch die Porta del Popolo

wie einst Goethe auf seiner Italienreise

und vor ihm der 18-jährige Giacomo Casanova

das nahe Caffè Rosati auf der Piazza

wird wieder mein Stammcafè sein

wie schon beim letzten Mal.

Ab dem zweiten Tag wissen die Ober

welche Zeitungen ich lese

welchen Kaffee trinke

dass ich keine Chips und Oliven zum Bier wünsche

dass ich danach schreibe

und in Ruhe gelassen werden will …

Im Rosati also.

Gabriele D’Annunzio, der Dichter, kann sich nicht enthalten

sich zu inszenieren wie ein Schauspieler

den es an die Bühnenrampe drängt

das Rampensäuische ist nicht nur in Wien zuhause.

Ich erzähle ihnen die Geschichte von der Gräfin Glanegg

spricht er laut und mit geschulter Stimme

vorgeblich zu seiner Tischgesellschaft

jedoch so, dass man es im ganzen Lokal hören muss

sie war eine der vornehmsten Damen der Wiener Aristokratie

und vielleicht das schönste Geschöpf

dem ich je auf Erden begegnet bin.

Es gibt ein gemaltes Porträt von ihr

in Walkürenrüstung mit Flügelhelm …

Sie werden Radianas Gesicht nicht wieder vergessen

und werden es sehen, so wie ich es jetzt unverändert sehe

durch die Mauern ihre Hauses in Venedig, am Calle Gambara

so hat sie im Gedächtnis derer bleiben wollen

die sie in ihrem Glanz gekannt haben.

Als sie an einem allzu klaren Morgen gewahr wurde

dass die Zeit des Welkens für sie gekommen war

beschloss sie, von der Welt Abschied zu nehmen

damit die Menschen dem allmählichen Verfall

und schließlich dem gänzlichen Ruin

ihrer berühmten Schönheit nicht zusähen.

Vielleicht hielt sie auch Sympathie für Dinge in Venedig fest

die sich auflösen und dem Untergang geweiht sind.

Sie gab ein prächtiges Abschiedsfest

bei dem sie noch im vollen Glanze ihrer Schönheit erschien

dann zog sie sich für immer in ihr Haus zurück

das Ende erwartend

inmitten des vermauerten Gartens

umgeben nur von ihrer Dienerschaft.

Sie ist eine legendäre Figur geworden

man erzählt, dass sich im ganzen Hause kein Spiegel befinde

und dass sie ihr eigenes Gesicht vergessen habe.

Selbst ihren ergebensten Freunden

ist es strengstens verwehrt, sie zu besuchen.

Wie lebt sie? Was für Gedanken beschäftigen sie?

Mit welchen Künsten betrügt sie die Qual der Erwartung?

D’Annunzio hat seinen Vortrag beendet, erwartet Applaus

und ich will mir dieses Haus an der Calle Gambara ansehen

notiere ich, demnächst in Venedig“

 

Alfred Zellinger, Flaneurgeschichten

aus der imaginären Metropole Europas

450 Seiten, Edition P.E.N. im Löcker Verlag

29,80; ISBN 978-3-85409-958-1

26.7.19 Hitze

Juli 26, 2019

Ich mag diese Hitze.

So lange ich tagsüber, wenn ich schreibe

jede Stunde in die Bibliothek wechsle

um – zu schwimmen

abends im Cafè Korb das Bier noch kühl ist

und im Cafè Hawelka die Klimaanlage läuft

beim Studium der heiligen Schrift …

Weiß schon, ein Teil der Welt wartet noch auf diesen Komfort

aber mit dem Fortschritt der Globalisierung

mit Freiem Handel, Handelsverträgen und Freier Wirtschaft

wird dieser sich entwickeln.

Und lasst euch kein schlechtes Gewissen einreden

es gibt keine „Erbsünde“ der Menschheit

weder im christlichen noch im ökologischen Sinn

die uns aus einem Paradies vertreiben könnte.

Das werden wir uns erst erschaffen müssen.

Keep cool & carry on

23.7.19 FlANEUR BAUDELAIRE

Juli 23, 2019

FLANEURGESCHICHTEN

Lese wieder Baudelaires Blumen des Bösen

eins der Bücher, die man mehrmals im Leben lesen kann.

Zugegeben: Gedichte zu lesen

gilt bei vielen Menschen als arrogant

Belesenheit wird als Provokation empfunden

weil es als Privileg gilt

sich mit literarischen Texten beschäftigen zu können

ohne dadurch direkt profitieren zu wollen

sei es für den Alltag oder den Beruf.

Dass Belesenheit der Karriere nicht nützen würde

ist übrigens ein Irrtum.

Dazu sei aus meinen „Flaneurgeschichten …“

der „Flughafentest“ zitiert

höheren Managern wohlbekannt:

„Wenn für eine hochdotierte Position

in einem Konzern oder einer Bank
zwei Bewerber objektiv gleich qualifiziert sind
wird jener engagiert
mit dem man sich bei einer mehrstündigen Verspätung
auf dem Flughafen besser unterhalten könnte
z.B. über Bücher, Musik, Philosophie, Architektur …“

17.76.19 Hrdlicka

Juli 17, 2019

FLANEURGESCHICHTEN

„Im Hawelka ist mir Alfred Hrdlicka erschienen

wie üblich Samstag Vormittag an seinem Stammplatz.

wir kennen einander flüchtig; knappes Kopfnicken

mit strengem Blick verteidigt er die Neue Zürcher

die ich ihm großzügig überlasse

als prononcierter Kommunist liest er darin die Börsenkurse.

Launig kommentiere ich:

Auch Karl Marx spekulierte mit Aktien

einmal sogar erfolgreich

konnte sich dann sein Häuschen in London leisten.

Hrdlicka antwortet mit einem mürrischen Brummen.

Später stößt Ernst Hilger zu uns

der Hrdlicka mit seiner Galerie betreut

die er im gegenüber liegenden Haus betreibt

bestellt eine Flasche Sekt.

Lasst uns anstoßen, sagt er

auf den Verkauf eines großen Steins von Hrdlicka …

Poste den Entwurf dieser Geschichte auf Facebook

worauf Ernst Hilger, der meinen Postings folgt

mir umgehend antwortet.

Schön erzählt, schreibt er, nur anstelle der Flasche Sekt

habe ich bei Hrdlicka natürlich eine Flasche Wodka bestellt

– was ich umgehend korrigiere“

 

Alfred Zellinger, Flaneurgeschichten aus der imaginären Metropole Europas

450 Seiten, Edition P.E.N. im Löcker Verlag, 29,80; ISBN 978-3-85409-958-1

17.7.19 Hrdlicka

Juli 17, 2019

FLANEURGESCHICHTEN

„Im Hawelka ist mir Alfred Hrdlicka erschienen

wie üblich Samstag Vormittag an seinem Stammplatz.

wir kennen einander flüchtig; knappes Kopfnicken

mit strengem Blick verteidigt er die Neue Zürcher

die ich ihm großzügig überlasse

als prononcierter Kommunist liest er darin die Börsenkurse.

Launig kommentiere ich:

Auch Karl Marx spekulierte mit Aktien

einmal sogar erfolgreich

konnte sich dann sein Häuschen in London leisten.

Hrdlicka antwortet mit einem mürrischen Brummen.

Später stößt Ernst Hilger zu uns

der Hrdlicka mit seiner Galerie betreut

die er im gegenüber liegenden Haus betreibt

bestellt eine Flasche Sekt.

Lasst uns anstoßen, sagt er

auf den Verkauf eines großen Steins von Hrdlicka …

Poste den Entwurf dieser Geschichte auf Facebook

worauf Ernst Hilger, der meinen Postings folgt

mir umgehend antwortet.

Schön erzählt, schreibt er, nur anstelle der Flasche Sekt

habe ich bei Hrdlicka natürlich eine Flasche Wodka bestellt

– was ich umgehend korrigiere“

 

Alfred Zellinger, Flaneurgeschichten aus der imaginären Metropole Europas

450 Seiten, Edition P.E.N. im Löcker Verlag, 29,80; ISBN 978-3-85409-958-1

17.7.19 Ringel

Juli 17, 2019

FLANEURGESCHICHTEN

Hab gestern im Hawelka spät noch Franz Ringel getroffen.

Er saß an seinem Stammplatz wie früher

und sah ein wenig mitgenommen aus

klar, er ist ja auch schon einige Jahre tot.

Wir trinken ein Bier

und reden über alte Zeiten.

Irgendwann deutet er auf sein großartiges Bild

an der Wand gegenüber und sagt:

Das Bild hat mich leider überlebt.

Das machen Bilder oft, sage ich.

Umgekehrt wärs mir aber lieber gewesen, trotzt er.

Worauf wir noch ein Bier trinken

 

Alfred Zellinger, Flaneurgeschichten

aus der imaginären Metropole Europas

450 Seiten, Edition P.E.N. im Löcker Verlag

29,80; ISBN 978-3-85409-958-1

17.7.19 Stromausfall

Juli 17, 2019

Stromausfall in New York.

Die Menschen bleiben gelassen.

Am Broadway spielen die Schauspieler

ihre Stücke weiter auf der Straße

ein Chor der Carnegie Hall singt

vor dem Haus weiter …

Bravo!

Und ich wünsche den New Yorkern

viele neue Kinder in 9 Monaten.