Archive for Juli 2021

30.7.21 Eton Boating

Juli 30, 2021

30.7.

Magdalena Lobnig gewinnt im Ruder-Einer

Bronze für Österreich

und weil ich weiß, was Rudern bedeutet

intoniere ich ihr zu Ehren auf dem Wasser des Traunsees

den schönen Eton Boating Song:

♫ Jolly boating weather,
And a hay harvest breeze,
Blade on the feather,
Shade off the trees,
Swing swing together,
With your bodies between your knees,
Swing swing together,
With your bodies between your knees … ♫

Bilder: Auf der Themse in London, Richmond

und vor dem Gmundner Ruderverein

19.7.21 Kurz

Juli 19, 2021

Der lachende Ministerpräsident Laschet

(im Moment als Präs. Steinmeier die Hochwasseropfer bedauert)

wird in Deutschland umgehend zu einem Politikum.

Wenn Österreichs Kurz minutenlang dümmlich lachend

einen offiziellen Termin absolviert

bei dem es immerhin um die Verleihung der Staatsbürgerschaft

an einstige Holocaustopfer geht

– genau genommen ein denkwürdiger, ernster Moment –

löst das in Österreich bloß ein paar Witze auf twitter aus.

16.7.21 Afghanistan

Juli 16, 2021

Afghanistan.

Massenandrang am Passamt in Kabul,

man fürchtet den Terror der Taliban

und Massenhinrichtungen im Ghazi-Stadion

wie 1996.

Ein bereits im eroberten Gebiet

amtierender Scharia-Richter:

Wir wollen die Scharia im ganzen Land …

beim Strafen beginnen wir mit den Fingern

dann wird am Handgelenk abgetrennt

am Ellbogen oder am Oberarm

bei schweren Vergehen entweder Steinigung

oder er muss hinter einer Mauer stehen

die auf ihn fällt.

Frauen dürfen das Haus nur verlassen

wenn sie eine Genehmigung haben …

Klar, denen kann man ein Land ruhig überlassen …

11.7.21 Proust

Juli 11, 2021

Gestern vor 150 Jahren wurde Proust geboren.

Danke „Welt“!

Habe seine „Recherche“ nicht nur zu Ende gelesen,

sondern sogar 2×.

Kürzlich, für einen Text über die Leichtigkeit

des Alters, hab ich noch einmal damit angefangen

bald abgebrochen und erlaube mir ein Verdikt:

In der Flut der Worte ertrinkt ihm jeder Gedanke …

ein Richard Wagner der Worte.

Schwülstiges Geschwafel /

Geschwätzig Schwadroniert.

Bei allem Respekt.

So, drei, zwei, eins: Cola, Popcorn, Shitstorm …

4.7.21 Engels

Juli 4, 2021

4.7.

Kein Besuch in London ohne bei Friedrich Engels

in der Regent Park Road vorbei zu schauen!

Meist trinken wir ein Bier aus den Beständen

der immer noch verbotenen Rheinischen Zeitung

und ich ärgere ihn gern ein wenig

indem ich auf die krassen Unterschiede hinweise

zwischen seiner großbürgerlichen Wohnung

im eleganten Viertel am Fuß des Primrose Hill

und den engen, dunklen, feuchten Hinterhöfen

der britischen Arbeiterklasse

deren Lebensumstände er in seinem großen Werk:

„Die Lage der arbeitenden Klasse in England“

so mitfühlend beschrieben hat.

Ja, manchmal stößt auch Karl Marx zu uns

der etwas weiter unten in einer billigeren Gegend wohnt

wo er sich immerhin, nach einer erfolgreichen Börsenspekulation

zu der ihm Engels geraten hatte, ein Häuschen kaufen konnte.

Die Herren spazieren dann gern auf den nahen Primrose Hill

von dem aus man eine gute Sicht auf London hat

und beinahe hätte ich es mir mit den beiden verscherzt

als ich, angesichts der etwa 200 Wolkenkratzer

die in London gerade gebaut werden

und angesichts des neuen Finanzzentrums in den Canary Wharf

– ob Brexit oder nicht – zu bemerken wagte:

Der Kapitalismus wird noch lange leben

weil er sich stets viel schneller ändert

als seine Kritiker imstande sind

ihre Dogmen zu ändern …

Na, mehr hab ich nicht gebraucht …

2.7.21 Distinction

Juli 2, 2021

Richard Branson, erfolgreicher britischer Unternehmer

– Virgin Group, Virgin Galactic –

hat seinen Weltraumflug für den 11. Juli geplant

zufällig einige Tage bevor Amazon-Gründer Jeff Bezos

mit seinem Raumfahrtunternehmen Blue Origin

ebenfalls ins All fliegen will.

Auch Tesla-, PayPal- und SpaceX-Gründer Elon Musk

gibt bekannt, ins Geschäft mit dem Weltraumtourismus einzusteigen.

Pierre Bourdieu (La Distinction) würde bedauernd sagen,

nicht mehr das kulturelle Kapital

sondern ins All zu fliegen

ist die neueste Distinktionsstrategie

für die Milliardäre der Leisure Class.

1.7.21 Korruption

Juli 1, 2021

1.7.

„Vorsicht! Sprechen über Korruption gefährdet den Wirtschaftsstandort!“

Florian Scheuba zitiert im Standard

die Frau Salomon, „steuerbare“ Chefredakteurin des Kurier

die stets wacker versucht, Sebastian Kurz zu dienen

und zugleich den Anschein von Journalismus aufrecht zu halten:

Martina Salomon, „oftmals einsame Vorkämpferin

für dissidente Intellektualität“, bezeichne im Kurier die Tatsache

dass dieser Tage ein Volksbegehren für Rechtsstaatlichkeit

und Antikorruption ins Leben gerufen wurde

und dass auch ehemalige ÖVP-Spitzenpolitiker

dieses Volksbegehren unterstützen, als „Nestbeschmutzung“.

Was an die immerwährende Aktualität von Karl Kraus erinnert

(aus dem Gedächtnis zitiert):

„In Österreich gilt als Nestbeschmutzer nicht der

der den Schmutz macht, sondern der, der will

dass er weggeräumt wird“.

Ähnlich brilliant auch Salomons nächste These:

Öffentliches Engagement im Kampf gegen Korruption

beschädige den Wirtschaftsstandort!

Der Korruptionsindex von Transparency International

sei eine Umfrage, die Berichterstattung widerspiegle:

Je mehr in einem Land die Korruption besprochen wird

desto mehr rutsche ein Land eben dabei ab.

Aha, deshalb verschweigen wohl auch die Medien im Land

die gängige Inseratenkorruption durch die Türkisen.

Möglicherweise wollen sie ja damit nur

Österreichs Ranking im Korruptionsindex verbessern …

https://www.derstandard.at/story/2000127846227/korruptionskampf-mit-schweigegeld?ref=rss

1.7.21 Cancel Culture

Juli 1, 2021

Nachtrag.

„Die Welt“ beklagt

„Cancel Culture“ als Kampfbegriff

 der „ sprach- und identitätspolitischen Kreuzzüge

eines „linken Establishments“

das „weniger Gebildeten

ständig ein Gefühl der Minderwertigkeit gibt“ …

Der Spiegel dazu: Die Leute haben zunehmend Angst

gegen die politische Correctness zu verstoßen

ein Kulturkampf droht …

Nun denn.

Nein, ihr braucht euch nicht entschuldigen

dass ihr als Kinder Indianer gespielt habt

womöglich mit Federschmuck!

oder auf einen Maskenball als Zigeunerbaron gegangen seid

oder womöglich gar „blackfaced“

und ihr braucht auch nicht die Seiten

aus euren guten, alten Büchern reißen.

auf denen das Wort „Neger“ vorkommt

und in euren Donald Duck Comics braucht ihr nicht die Worte

Indianer, Bleichgesicht, Wilde und Eingeborene streichen.

Aber für einen so unge- wie unausgebildeten

und so gewöhnlich denkenden Bundeskanzler

aus bildungsfernem Meidlllinger Milieu

darf man sich schon genieren

ganz ohne elitär sein zu wollen, oder?