„Das Goldene Brett vor dem Kopf 2017“ wird verliehen:
für „gegenaufklärerische Akteure mit dubiosen Anliegen
die auf unsere Sehnsüchte, Wünsche, Hoffnungen
und Ängste zielen und daraus Kapital schlagen wollen“.
Dafür nominiere ich heuer
die Mitglieder der Sebastian-Kurz-Gebetsliga
die glauben, die ÖVP sei jetzt was Neues
die FPÖ sei eine für zivilisierte Menschen akzeptable Partei
und die glauben, dass die von ÖVP und FPÖ angestrebte
„direkte Demokratie“ was anderes sei
als der rechte Weg zur Ochlokratie.
Kurz ist twittermäßig flexibler als Trump.
Nach Kritik an seinem „Gedenken-gleichermaßen-an-Täter-und Opfer-
des Nationalsozialismus-Tweet“ hat er den Tweet geändert:
„Habe heute allen Opfern des Nationalsozialismus gedacht“
Also ich würde schreiben:
„Habe aller Opfer des Nationalsozialismus gedacht“.
Aber vielleicht ist falsche Orthographie das partnermäßige Zugeständnis
an die Rechten in Zeiten wie diesen?
Sebastian Kurz, in gut-österreichischer Situationselastizität
qualifiziert sich als ernsthafter Twitter-Konkurrent zu Trump:
„Gedenken an die gefallenen Soldaten & Opfer des Widerstandes
gegen den Nationalsozialismus“
Klar. Und ich gedenke gerade der leider erwischten Mittäter & der Opfer
des Widerstandes gegen die Täter.
MeToo
Jetzt gibts auf einmal Millionen von „MeToos’s“
und ich verstehe auch die Gründe für diese Inflation.
Also bitte, me too:
Ich war 12, also vor 50 Jahren
da hat mich eine Krankenschwester
allein in die Duschräume mitgenommen
ich war ja ein hübscher Junge
hat mich ausgezogen, sich vor mich hingekniet
und eine Weile mit meinem Glied herumgemacht.
Ihr müsst sie unbedingt finden!
Nein, nicht um sie zu bestrafen
ich wage kaum, es zu sagen:
sie hat damals einfach – zu früh aufgehört!
Weiß schon: mit einem so ernsten Thema
treibt man keine Späße
also meinetwegen
Shitstorm auf 3…2…1…
In der NZZ wird Piketty heute vorgeworfen
bei seinem „Kapital des 21. Jahrhunderts“
mit den Daten ziemlich schlampig umgegangen zu sein.
Ist das nicht längst klargestellt worden?
Dass sein so plumper wie ideologischer Schluss
„die Reichen werden immer reicher, die Armen ärmer“
schlichtweg falsch ist?
Neues von der EZB.
Sie kürzt die Drogendosis
für schuldensüchtige Politiker
von 60 auf 30 mrd/m (Milliarden per Monat).
Von Entzug ist natürlich keine Rede.
Der Leitzins bleibt weiter bei Null.
„Geld kostet nichts. Perversion!“
Hab kürzlich hier erzählt
wie die alte Klaviermanufaktur Bösendorfer
2008, am Höhepunkt der Finanz- und Wirtschaftskrise
in den sicheren Hafen Yamaha gesegelt wurde.
In dieser Zeit traf ich auch Joe Zawinul
hatte ihn eingeladen
in unseren Stadtsalon, Bösendorferstraße
im Gebäude des Musikvereins
das neu entwickelte Keyboard „Ceus“ zu probieren
ein elektronischer Bösendorfer
mit der Mechanik eines echten Konzertflügels
ein Instrument wie es das noch nie gegeben
und dessen Entwicklung ich beschleunigt hatte
als neuer CEO von Bösendorfer.
Wollte Zawinul anbieten
ihm dieses neuartige Instrument zur Verfügung zu stellen
und nach New York zu schicken.
Doch wie bescheiden das Leben Joe Zawinuls aussah
auch jetzt, am Höhepunkt seiner Laufbahn
und leider schon kurz vor seinem Tod
der ein halbes Jahr später eintrat
verriet er mir mit seiner Antwort
nebenbei und eher unabsichtlich
aber für mich berührend und ein wenig traurig:
Nachdem er eine Weile mit dem Keyboard gespielt
Läufe probiert, improvisiert und fantasiert hatte sagte er:
Das beste Keyboard das er je gespielt hätte
doch leider zu groß und zu schwer für ihn
in den USA, wo er oft von einer Stadt zur andern
von einem Jazzclub zum andern fliege
um dort eine Nacht zu spielen
könne er nur ein leichtes Keyboard mitnehmen
Ich war berührt:
Dieser große Musiker, am Höhepunkt seines weltweiten Ruhms
der jetzt, im Alter, immer noch leidenschaftlich spielt
dafür Anstrengungen und Unannehmlichkeiten auf sich nimmt
pflegt sich sein Instrument immer noch selbst schleppen
von Club zu Club …
Gestern Eröffnung des „Weltmuseums“
Wien, Heldenplatz.
Ein fantastischer Parcours zwischen Dingen
die Geschichten von der Welt erzählen.
Da ist Politikern etwas gelungen.
Und all jene die sich immer so ängstigen
vor Fremden, Migranten, Flüchtlingen, andern Rassen
vor alle jene, die gern von „Umvolkung“ faseln
dürfen sich schämen.
Ihr dumpfes Sumperertum
tritt an einem Platz wie diesem
„gar herrlich zu Tage“.
AlfredZellinger's Blog 