Persönlicher Gedenktag.
Am 31. März 1965 fand in Wien eine Demonstration statt
gegen einen damals noch mehr als heute alltäglichen
sog. „bedauerlichen Einzelfall“.
In seinen Vorlesungen an der „Welthandel“
ruft ein Professor Borodajkewycz
johlenden Beifall der Burschenschaftler vom RFS hervor
einer Vororganisation der FPÖ
indem er unverhohlen antisemitische Witze macht
sich offen als Nazi bekennt
den Staat Österreich ein „Hirngespinst“ nennt
und den „charakterlosen Versuch einer Entdeutschung“.
Die Demonstration fordert, Borodajkevicz zu feuern
der aber, als prononcierter Katholik
vom ÖVP-Unterrichtsminister Piffl-Percevic protegiert wird.
Schon damals stand KatholischRechtsFaschistisch
stets Schulter an Schulter mit VölkischRechtsNationalistisch.
Ich war gerade nach Wien gekommen um Jus zu studieren
und ging hin um mir die Demo anzusehen.
Vom Resselpark aus nähern sich Gegendemonstranten
von RFS-Burschenschaftlern und FPÖ-Anhängern
die zu B’s Verteidigung ausgerückt waren
ihr „Juden raus!“ und „Hoch Auschwitz“ Gegröle
hat mir damals Ohren und Augen geöffnet
und ich, der ich bloß gekommen war, mir ein Bild zu machen,
fand mich plötzlich inmitten der demonstrierenden Studenten
über den Karlsplatz marschieren.
Auf dem Pflaster vor dem Hotel Sacher lag später
ein alter kommunistischer Widerstandskämpfer
erschlagen von einem Neonazi.
und mir war dieser in Österreich herrschende
nationalistisch-antisemitisch-katholische Mief bewusst geworden
der mich bis heute anwidert
Ein Weckruf für die Republik.
Und meine politische Initiation.