Archive for Dezember 2021

31.12.21 20 Bücher

Dezember 31, 2021

Eine sehr  persönliche Liste der mir liebsten 10 Bücher

des Jahres 2021 – auch wenn 20 daraus wurden:

1. Münkler, Marx, Wagner, Nietzsche

Die 3 zitierten Herren sind gemeinsam europäisches Erbe

entstanden zwischen Revolution 1848, Das Kapital I 1867, Reichsgründung 1871, Ring-Uraufführung 1876

und Zarathustra 1883.

Köstlich, wie diese 3 veritablen Revolutionäre von 1848

– der eine ökonomisch-gesellschaftlich

der andere künstlerisch, der dritte philosophisch – sich entwickeln …

2. Gaspard Koenig, Das Ende des Individuums

Die Künstliche Intelligenz bereitet dem Autor Sorgen

vor allem die kommende „starke KI“

samt ihrem „Deep Learning“ –

die Macht werde auf Algorithmen übergehen …

3. Walter Erhard & Herbert Jaumann (Hg.)

Jahrhundertbücher. Große Theorien von Freud bis Luhmann … sowie Husserl, Oswald Spengler, Wittgenstein, Max Weber, Heidegger, Carl Schmitt, Sartre, Horkheimer, Adorno, de Beauvoir, Levi-Strauss, Lukacs, Foucault, Derrida, Bourdieu, Habermas …

4. Dante, Divina Commedia

im Dante-Jahr wiedergelesen.

Doch sagt, die ihr selig hier euch fühlet
begehrt ihr nicht nach einer höhren Stelle
Um mehr zu schauen und werter Gott zu werden?
Hier erlaubte ich mir, den Meister

unserer Zeit geschuldet, neu zu interpretieren:

„Begehrt ihr nicht nach einer höhren Stelle

um mehr zu schauen und mehr WIE Gott zu werden?“.

Dazu ein Wort aus meinem Faust

DOKTOR FAUSTUS IN LONDON, Wien 2017

„Der Mensch ist seiner Göttlichkeit /

heut schon viel näher als zu Faustens Zeit“

5. Ein erst jetzt freigegebenes Manuskript

der Simone de Beauvoir: Die Unzertrennlichen.
Die junge Autorin und ihre Freundin
rebellieren gegen den Tugendterror ihrer Zeit …

6. Konrad Paul Liessman, Alle Lust will Ewigkeit

Zarathustras Mitternachtslied „O Mensch! Gib acht!“

zwischen den 12 Schlägen einer Turmuhr

7. Stuart Jeffries, Grand Hotel Abgrund

Guter Name für diese Bande brillant schreibender Herren

in Frankfurt und New York:

Horkheimer, Adorno, Habermas, Marcuse, Benjamin …

Professoren, großbürgerlich, gebildet und elitär

die alles erklären können – aber nichts ändern.

Oder, wie der Autor zugesteht:

„Für die Kritische Theorie / braucht man heute Ironie“.

8. Habermas, Auch eine Geschichte der Philosophie

Interessant seine „Achsenzeiten“ im 1. Band

und seine „Vernünftige Freiheit“ im 2.
beginnend vielversprechend mit der

„Trennung von Glauben und Wissen“.

Und zuletzt stoße ich auf den Satz:

Der Philosoph ist der Liebling der Götter,
weil er wie diese in Muße
ein in sich zentriertes, auf andere nicht angewiesenes
autarkes Leben führt“. Ich mag Aristoteles.

9. Byung-Chul Hahn, Infokratie

Es kommt heute darauf an, sich in seinen Konsum- und Interessensdaten, die man im Besitz fremder Algorithmen weiß 

zu bewegen wie der Fisch im Wasser …

und die Wahrheit verliert sich „im Rauschen der Information.

10. Yuval Noah Harari, HOMO DEUS

erstmals 2018 und  jetzt wieder gelesen.

ein inspirierendes Buch über eine schöne neue Welt.

insbes. frage ich mich nach den nächsten Zielen

einer stets strebenden Menschheit:

Unsterblichkeit und damit Göttlichkeit?

Der Homo Sapiens soll Homo Deus zu werden.

Das ahnt schon Nietzsches Zarathustra:

„Der Mensch ist ein Seil, gespannt zum Übermenschen“.

11. James Joyce, Finnegans Wake

ein Buch, dem ich in meiner Bibliothek

einen eigenen Tisch gewidmet habe

weil ich schon länger daran lese

als Joyce daran geschrieben hat: 17 Jahre!

12. Das Gilgamesch-Epos

die älteste Geschichte der Welt

ninivitische Version, in der Übersetzung von Raoul Schrott

über den ehrgeizigen König von Uruk

der die Unsterblichkeit sucht.

Geschichten mit geradezu archaischer Wucht …

„Er, der den umkreis der erde sah, land um land,

er, dem sich der tiefste grund aller dinge offenbarte,

er, der die geheimnisse entdeckte und die mysterien erfuhr,

er brachte eine legende zurück aus der zeit vor der Sintflut …“

Mit weitgehend rekonstruierter 12. Tafel.

13. Franz Schuh, Lachen und Sterben.

Kapitel 1 beginnt schon gut: Tot in Wien.

Nein, bin vor Lachen nicht gestorben

war aber nahe dran.

14. Wednesday Martin, Die Primaten von der Park Avenue

Auch an dieses Buch erinnerte ich mich:

Eine Anthropologin schreibt über ihr Leben

unter den Frauen der New Yorker Oberklasse

in der Upper East Side.

Amüsante und beachtliche Anmerkung amerikanischer Soziologie

zu den – europäischen – Standardwerken:

Veblens Theory of the Leisure Class

und Pierre Bourdieus La Distinction.

15. Palaiphatos, Europa und Herr Stier

Wahrheit über die griechischen Mythen

Die witzige Interpretation griechischer  Göttergeschichten

durch einen Ungläubigen, von der Art:

Die Königstochter  Europa hat nicht Zeus

in Gestalt eines Stiers entführt

sondern ein Herr Stier …

Am besten parallel zu Ovids Metamorphosen lesen.

Die sind insgesamt amüsanter.

Und auch von Reclam geschrieben.

16. Zu Foucaults zentralem Werk „Sexualität & Wahrheit“:

aus dessen 3. Band „Die Sorge um sich“ ich oft zitiere

ist nun, sehr posthum, ein 4. Band erschienen:

Die Geständnisse des Fleisches.

17.

Voltaire, Philosophisches Taschenwörterbuch

erstmals vollständig übersetzt:

seine Kampfansage an Dummheit, Borniertheit,

Fanatismus, Intoleranz und an die Religion.

Ein Grundtext der Aufklärung

daher 1765 in Paris erstmal öffentlich verbrannt.

Nach seinen zweifelnden Worten über eine „Seele“ der Tiere

ist man in der Lage, auf die Frage

„Haben Tiere eine Seele wie wir Menschen?“

so spontan wie schlicht zu antworten:

„ Haben denn Menschen eine?“

18. Christian Reder, Mediterrane Urbanität.

Perioden vitaler Vielfalt als Grundlagen Europas

Ein gedankenreicher und faktenreicher Parforceritt

durch Europas Geschichte

anhand seiner legendären mediterranen Hafenstädte

eine Hymne an die Vermengung

sich gegenseitig bereichernder Völker

aus der Europas Zivilisation entstand.

Gerade Europa, argumentiert Reder,

sei durch Freizügigkeit und Migration entstanden.

19. Bernd Stiegler, Reisender Stillstand

2010 veröffentlicht; das Buch für den 10. Lockdown:

Ein kleine Geschichte des Reisens im und um das Zimmer herum.

Das eigene Zimmer betreten als wäre es das erste Mal

sich von allem zunächst ironisch distanzieren

all das entdecken, was schon entdeckt worden ist …

Es ist Zeit! Lichten wir den Anker!

20. Madelin Miller, Ich bin Circe

Miller ist Amerikanerin, Latinistin, Graezistin, Professorin

und schreibt amüsante Romane über antike Mythen

– für mich Geschichten eines entstehenden Abendlandes.

Circe, Tochter des Gottes Hermes und einer Nymphe

die sich mehr für Menschen interessiert

als für ihre intrigante Götterfamilie

mit der sie noch eine Rechnung offen hat

entwickelt ihre Hexenkünste

verwandelt ihre böse Cousine in das Ungeheuer Scilla

wird auf die einsame Insel Aiaia verbannt

heute Cap Circeo genannt

hofft auf vorüberkommende Schiffe

deren Besatzungen sie aber zu vergewaltigen versuchen

– so gewöhnt sie sich an

diese in Schweine zu verwandeln.

Alles in allem ein gutes Jahr!

Achja, und zu vielen dieser Geschichten und Autoren

habe ich in meinem Europa-Buch geschrieben:

„Flaneurgeschichten aus der imaginären Metropole Europas“

30.12.21 Kurzens Job

Dezember 30, 2021

Sebastian Kurz ist also nicht bei Palantir

sondern bei einem der Gründer von Palantir

dem „Star-Investor und Trump-Berater“

Peter Thiel untergekommen.

Thiel ist überzeugter Republikaner,

spendet – lt. Presse – gern an „extrem-rechte Kandidaten“

und ist – lt heute – mit dem Finanzexperten

Matt Danzeisen verheiratet.

Als Investor ist er, so mein Silicon Valley-Experte,

nicht unumstritten: so manche Startups der Westküste

würden lieber „pleite gehen als von Thiel Geld annehmen“

– was mir wiederum recht Kurz-affin zu sein scheint …

28.12.21 Kurz

Dezember 28, 2021

Sebastian Kurz „scheint es tatsächlich geschafft zu haben,

bei dem einen Unternehmen zu landen,

das noch fragwürdiger ist, als die Politik“

– so mein Freund Niki Skene, ein ausgewiesener Kenner

der Silicon Valley Szene, der dort

mit seinen Silicon-Valley-Touren

seit Jahren ein- und ausgeht.

Kurz findet also ein Unternehmen

das zu dem passt, wessen er bei uns längst entlarvt ist:

Palantir gilt als Datensaugmaschine

mit moralisch anrüchiger Unternehmenskultur.

die alles über alle wissen will

um Geld daraus zu machen.

26.12.21 Hawelka

Dezember 26, 2021

Michael Hawelka öffnete mir heute

das ehemalige „Separee“ seines Cafés.

das allerdings seit Jahrzehnten nur mehr als Lagerraum dient

für Wein und Bier.

In der herrlichen Jugendstiltür sehe ich noch den Briefschlitz

durch den man einst schönen Damen vom Etablissement nebenan

Botschaften zukommen ließ

wenn man ihrer Dienste bedurfte

bin dann die prächtige, eiserne Wendeltreppe hinunter gegangen

bis zum unterirdischen Durchgang

zur einstigen Strip-Tease Bar nebenan

habe auch das Separee vermessen

das gerade Platz für eine Couch und ein Tischchen bietet

und bedauerte, dass dessen widmungsgemäße Nutzung

heute nicht mehr üblich ist.

Die Zeiten sind offenbar prüder geworden.

Dezember 19, 2021

Dezember 16, 2021

12 2021- 2022

Dezember 13, 2021

13.12.2021

Hab hier kurz nach Nehammers Amtsantritt gepostet:

Könnte sein, dass man sich für diesen Kanzler

weniger genieren wird müssen, als für Kurz.

Heute gibt es etliche positive Stimmen zu Nehammer.

Aber nicht gleich übertreiben, meine Damen und Herren!

Nach Sebastian Kurz ist man ja nicht gerade anspruchsvoll

was Qualitäten eines Kanzlers betrifft..

Mal sehen.

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Nebenwirkungen!

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Bin ja schon froh, wenn Österreich jetzt einen Kanzler hat

über den ich mich nicht mehr, wie über den früheren

jeden Tag lustig machen muss.

12.12.

Selbst wenn wir wirklich in einer Diktatur leben würden:

„Geimpfte haben einen milderen Diktaturverlauf!“

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Einst war die FPÖ gegen Deppendemos.

Heute ruft sie dazu auf.

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Zu Kickl fällt mir immer ein nettes Wort von Byron ein:

Edler stieg nie jemand zu Pferd / und fiel davon runter.

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Nach der Deppendemo gestern

kann ich mich heute wieder ungestört der Bibliothek widmen.

Es gibt – erfreulich – doch immer wieder Lücken

zu entdecken und zu schließen.

Stefan Zweig, 1942: Die Welt von Gestern.

ERINNERUNGEN EINES EUROPÄERS

Hoffentlich werden ähnlich resignative Erinnerungen

wie die Zweigs – nach 2 großen Kriegen –

100 Jahre später nicht wieder geschrieben werden müssen.

Obwohl es jetzt die EU gibt, die allerdings 

von nationalistischen Dumpfgummis bekämpft wird

so gut sie es denn vermögen.

11.12.21 Morituri

Dezember 11, 2021

Morituri te salutant!

Als dem Impftodgeweihter grüße ich euch!

Mit der Impfung spritzte man mir bekanntlich

lauter winzige Rasierklingen in den Körper

die nach und nach meine inneren  Organe zerfitzeln werden

wenn ich nicht schon vorher einem Herzinfarkt erliege

Folge einer mit Sicherheit eintretenden Myocarditis

abgesehen von den genetischen Veränderungen

die mich wahrscheinlich zu einem Vampir machen würden.

Und abgesehen von den vielen anderen Nebenwirkungen

die in der Statistik gar nicht erfasst werden.

trifft mich zum Glück nur die eine Nebenwirkung nicht:

durch die Impfung schwanger zu werden

oder durch die Impfung nie wieder schwanger zu  werden.

Morituri te salutant!

10.12.21 Korruption

Dezember 10, 2021

Für Unterhaltung ist gesorgt.

Der ÖVP-Korruptions-Untersuchungsausschuss

wurde gestern eingesetzt

– passend zum Welt-Korruptionstag.

Untersucht wird allerding bloß die Kurz-Zeit

(klar, sonst geriete das ins Unendliche)

insbes. nach 4 Schwerpunkten:

– die Beeinflussung von Vergabe- und Förderverfahren

– die Einflussnahme auf Beteiligungen des Bundes

– die Beeinflussung von Ermittlungen und der Aufklärungsarbeit

– Begünstigungen bei der Personalauswahl.

Der unsägliche Sobotka darf wieder den Vorsitz unternehmen.

Die ÖVP ließ dazu erklären: Die ÖVP ist nicht korrupt!

Für Unterhaltung ist gesorgt.

8.12. Maria Empfängnis

Dezember 8, 2021

Die Kirche feiert heute  „Maria Empfängnis“

Gemeint ist damit nicht nur die „unbefleckte Empfängnis“

von Mariens Mutter Anna,

sondern vor allem die des Jesus durch Maria selbst.

Dazu Habermas in seinem Alterswerk

„Auch eine Geschichte der Philosophie“, wenig milde:

„Aus Sicht der Philosophen erschien

die kultische Verehrung der Geburt und des Opfertodes Jesu

eher als obszön, und der Inhalt des christlichen

Glaubensbekenntnisses als absurd“.

Und aus allgemeiner Lebenserfahrung darf ich hinzufügen:

Dass bald nach der Geburt dieses Kindes

am Ort der Niederkunft

sich drei reiche Herren einfanden

die offenbar gute Gründe hatten

der jungen Mutter herzlich zu gratulieren

und sie reich zu beschenken

spricht auch nicht gerade für die sogenannte

„Unbefleckte Empfängnis“ dieses Kindes.

Sofern das überhaupt von irgendwelcher Bedeutung sein sollte.