Archive for Januar 2017

30.1.17 Uhr

Januar 30, 2017

Wozu eigentlich trage ich noch eine Armbanduhr?
Die Zeit weiß ich vom Handy oder vom Screen im Wagen.
Gut, meine Uhr ist auch noch Kompass, Barometer, Thermometer
– eine Segleruhr halt.
Aber auch an Bord nutze ich sie nicht.
Hab das alles und mehr viel genauer am Kartenplotter.
Einzig denkbarer Fall, wo die Uhr vielleicht nützlich wäre:
bei Schiffbruch auf Hoher See.
auf der Rettungsinsel treibend wär auf der Uhr abzulesen
in welche Richtung wir treiben; und wie kalt es ist.
Beschließe hiermit, künftig keine Uhr mehr zu tragen.
Ist unbequem und macht die Hemdmanschetten kaputt.
Wie lang man an längst obsolet gewordenen Gewohnheiten festhält.

30.1.17 Wagenknecht

Januar 29, 2017

Die gute Sahra Wagenknecht will immer nur das eine:
NATO auflösen! Deutschland abrüsten! Ganz Europa abrüsten!
Bis wir alle auf Gedeih und Verderb angewiesen sind
auf die bekannt hochdemokratische Willkür Russlands.
Was sie dabei anscheinend wirklich ersehnt ist:
Europa soll Ostdeutschland werden.
Die meisten Menschen kommen nicht über ihre Wurzeln hinweg.

29.1.17 Marx

Januar 29, 2017

DIE ZEIT bringt Karl Marx: „ER IST WIEDER DA“.

Wozu mir gleich ein paar Dinge einfallen:

– Im Gymnasium in Gmunden war natürlich keine Rede von Marx

es gab allerdings ein paar stadtbekannte Kommunisten

mit deren Anführer ich mir mal eine Diskussion lieferte

die damit endete, dass er sagte:

Lies erst mal Das Kapital – was ich dann auch tat

– im nationalökonomischen Abschnitt meines Jusstudiums

war Das Kapital dann ernsthaft zu studieren

Marx gilt dort als Geldtheoretiker in der Nachfolge

von David Ricardo, als „minor important Post-Ricardian“

eine der kleinen Ironien der Geschichte

– mein emotionaler Einstieg in den Marxismus begann dann

nicht mit Marx selbst sondern mit Friedrich Engels

dessen Werk „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“

mich berührte und den Sinn öffnete für Gesellschaftskritik

– kürzlich besuchte ich Friedrich Engels im Londoner Exil

in seinem großbürgerlichen Wohnsitz

in der eleganten Regent Park Road, NW1

wo wir eine Flasche Rheinischen Weins tranken.

Großartige Wohnung, Herr Engels, begann ich das Gespräch

ihr bewundernswerter Text

zur Lage der arbeitenden Klasse in England

bedurfte zum Gelingen natürlich eines gewissen Abstands

zu den engen, lichtlosen, rußschwarzen

und feuchten Hinterhöfen des Proletariats.

Engels sah mir da einen Moment scharf in die Augen

dann lachte er und antwortete: Raffinierter Hund!

Sagen etwas, das man für Ironie halten könnte

und in Wahrheit meinen sie es bitter ernst!

Marx wohnt übrigens ein Stück weiter unten

im etwas billigeren Teil des Viertels

in einem bescheidenen Haus übrigens

das er nach einer erfolgreichen Aktienspekulation erwerben konnte.

Nachmittags unternahmen die Herren dann

ihren üblichen Spaziergang auf den nahen Primrose Hill

wo jetzt auch meine Tochter wohnt

und von dem aus man eine gute Aussicht hat über die Stadt

– die „Diktatur des Proletariats“ war mir von Anfang an suspekt

weil ich sah, dass aus einer Diktatur des Proletariats

stets umgehend eine Diktatur von Proleten wurde

von Stalin über Mao bis Chavez&Manduro

meist mit mörderischen Folgen

– im letzten Sommer erfuhr ich ein zwiespältiges Kompliment

auf dem Traunsee: segle an einem Motorboot vorbei

erkenne darauf einen ehemaligen Schulkollegen

da ruft der schon rüber: Alfred! Dafür dass du der erste warst

der in der Klasse Karl Marx gelesen hat

segelst du jetzt eine ganz schön fette Yacht

#

Karl Marx würde zu Donald Trump heute einfach sich selbst zitieren:

Schutzzölle schützen nicht die Arbeiter, sondern die Industriellen.marx1-kopieengels-2-kopieprimrose2-kopie

26.1.17 Lehrer

Januar 26, 2017

Der Rechnungshof stellt gerade wieder in einem Bericht fest:

Lehrer würden ihre Fortbildungsveranstaltungen

„überwiegend während der regulären Unterrichtszeit“ besuchen,

nur 12% nach 18h oder gar in den Ferien.

Am liebsten gingen die Lehrer in den Monaten Oktober, November,

März und April auf Fortbildung, im Juli und August hingegen

gäbe es kaum Interesse. Angebotene „Sommerakademien“ mussten

„mangels Interesse“ abgesagt werden.

Der Rechnungshof empfiehlt deshalb „Maßnahmen für zu treffen“

für Schulen, deren Lehrpersonen

„kein zufriedenstellendes Fortbildungsverhalten aufweisen“.

Das würde ich auch empfehlen,

nur würd ich es weniger nett formulieren.

26.1.17 Eurofighter

Januar 26, 2017

Die Süddeutsche berichtet heute über eine

horrende Steuernachzahlung des Airbus-Konzerns.

Ursache: hohe Geldsummen, die in Österreich „versickerten“

beim Kauf der Eurofighter durch die schwarzblaue Regierung.

Gespräche in der Milchbar des österr. Parlaments spielten eine Rolle

mit einem gewissen „Dr. Luessel“, womit wohl Schüssel gemeint ist.

Das Finanzamt konstatierte dubiose Zahlungen von 90 Millionen €,

die Staatsanwaltschaft München ermittelte wg. Korruption in Wien.

Indessen har Airbus mit dem Finanzamt

einen millionenschweren Vergleich geschlossen

– womit man dem Fluss der Gelder in Österreich

nicht mehr nachgehen muss.

Genauso hab ich mir das immer vorgestellt.

26.1.17 Miller

Januar 26, 2017

Auf arte berührenden Film über Henry Miller gesehen

wenn auch mit zu spekulativem Titel: „Prophet der Lüste“.

Meine literarischen Helden sind heute zwar andere

aber als junger Mann habe ich ihn sehr gemocht …

 

Deshalb, falls wer lesen will

eine meiner Flaneurgeschichten aus Paris:

Sehe Henry Miller auf Sylvia Beachs Party

in ihrem Pariser Buchlanden „Shakespeare & Company“.

Es ist 1934 und sein „Tropic of Cancer“ ist gerade erschienen.

Ehefrau June ist aus New York gekommen

und Anais Nin ist da, bekannt in Paris für ihr rotes Tagebuch

das sie gern überall liegen lässt

seine Muse und Geliebte

die mit Jack Kahanes Obelisk Press den richtigen Verlag

für dieses Buch aufgetrieben hatte.

Nennen Sie mich Anais, sagt sie an der Bar, das spricht man Ana-ees

zu Henrys Tropic of Cancer habe ich das Vorwort geschrieben

ein geniales Werk voll wilder Ausgelassenheit

und von einer irren Fröhlichkeit

doch unter der Oberfläche

ein Ton von Bitterkeit …

die Demütigungen und Niederlagen

die Henry erlebt hat

die bei ihm aber nicht zu Enttäuschung oder Verzweiflung führten

sondern zu einem ekstatischen Lebenshunger.

Er borgt und bettelt sich durchs Leben

denkt nur bis zur nächsten Mahlzeit

habe ihm meine Schreibmaschine geborgt

Ich glaube, er ist mit seiner Frau hier, sage ich gewohnt taktvoll.

Ach, June, sagt sie

die schönste Frau die ich kenne

ihre brennenden dunkle Augen

ihr auffallend blasses Gesicht

von solcher Leidenschaft

dass ich glaubte, es müsste sich selbst verzehren

in ihrer Gegenwart verliert Henry seinen Glanz

sie allein hat Farbe, nur sie strahlt

ich bin verliebt in sie

meine Verehrung wird nur beeinträchtigt

durch ihre Art zu sprechen

sie ist immer nur mit ihrer Rolle beschäftigt

erfindet Dramen deren Mittelpunkt stets sie selbst ist

ich bin sicher, dass sie wirkliche Dramen auslöst

aber ihr Anteil daran bleibt Pose

sie lebt nur als Spiegelbild in den Augen anderer …

und Henry ist immer noch sexuell abhängig von ihr

täglich führen sie endlose Dispute die sein Leben vergiften

seine Manuskripte gibt er jetzt vorsichtshalber mir zu Verwahrung

um sie vor June zu schützen.

Gut, dass sie an Henrys Genie glauben, Madame, sage ich.

Der Dichter steht indessen neben mir an der Bar

hält sich an einer Flasche Rotwein fest.

Gratuliere Mister Miller, sage ich

zur Veröffentlichung von Tropic of Cancer.

Danke, sagt er und nimmt einen kräftigen Schluck Wein

endlich werde ich als Schriftsteller wahrgenommen

vor wenigen Monaten noch, d a c h t e ich, ich wäre ein Künstler

jetzt denke ich nicht mehr darüber nach, ich b i n einer

plötzlich habe ich eine Menge neuer Freunde

aber leider immer noch kein Geld, haha

ich bin jetzt das zweite Jahr in Paris

wurde hierhergeschickt aus einem Grund den ich nicht kenne

ich habe keine Mittel, keine Zuflucht, keine Hoffnungen

und bin der glücklichste Mensch der Welt.

Man spürt das in ihren Texten, sage ich

Bin jetzt in die Villa Seurat gezogen, fährt er fort

dort gibt’s keinen Stuhl der nicht an seinen Platz steht

meine erste richtige Wohnung in Paris

eine Sackgasse voll mit Künstlerateliers

man hört es gerade von dort herüberdröhnen, hören Sie?

Ja, man hörts, sage ich

dort ist wohl ihr schüchterner Freund Alfred Perles

wieder bei einer Orgie?

Haben Sie übrigens Proust und Joyce hier gesehen, fragt er

ich schreibe gerade über beide.

Anais hält das für vermessen, sage ich

von Ihnen als Schriftsteller allerdings hält sie viel.

Noch nie war ich mit einer so intelligenten Frau befreundet

wie mit Anais Nin, sagt Henry

wir treib … ähh … treffen einander beinahe täglich

und diskutieren unsere Manuskripte.

Habe gerade ihren Mann kennen gelernt

sage ich gewohnt taktvoll, gutaussehender Bursche.

Der weiß alles, sagt Miller, netter Kerl

aber er toleriert es; so hat er seine Ruhe

Anais wäre sonst viel zu anstrengend für ihn.

Ihre Ehefrau ist auch in der Stadt, provoziere ich weiter.

Ja, sagt er, und seit June da ist, komme ich nicht mehr zum Schreiben

ich liebe sie, sie ist eine Droge für mich

ihre Macht über mich ist groß; und destruktiv

aber bei Drogen fragt man nicht

ob sie einem schaden oder nicht.

Bin jedenfalls froh, dass June und Anais voneinander fasziniert sind

so kann ich doch noch manchmal in Ruhe schreiben …

Der schönen June ist indessen nicht verborgen geblieben

dass Henry und Anais sich mit mir unterhalten

schon steht sie an der Bar neben mir und sagt Hallo

glauben Sie nicht, was Henry über mich erzählt

und vor allem nicht, was er über mich schreibt.

im Wendekreis hat er ein völlig falsches Bild von mir gezeichnet

alles verzerrt, ich bin das nicht, sagt sie

er macht alles so abscheulich.

Anais hält viel von ihm, sage ich

zu provozieren macht mir heute Spaß.

Ach, Anais, sagt June

die tut so vornehm, aber es gibt keinen Mann im Raum

mit dem sie nicht geschlafen hätte.

Da ist Hugo, ihr Ehemann,

da ist Eduardo, ihr Cousin, der Ästhet

ja, auch mit Henry fickt sie

und sie verführt natürlich auch ihre Analytiker

dort ist Allendy, ihr letzter

der ist jetzt sauer, weil ihr neuer gerade gekommen ist …

Ah, Otto Rank, sage ich

Ja, sagt June, von dem schwärmt sie neuerdings.

Sie schreibt auch selbst recht gut, sagt man, provoziere ich weiter

Ja, sagt June schmallippig, und wie ich gesehen habe

schreibt sie meist vor einem Spiegel!

Aber sie ist großzügig, nicht nur zu Henry

sie schenkt mir ihr Parfum, Seidenstrümpfe, Schuhe …

mehr will ich nicht von ihr

ich nehme lieber Männer aus als Frauen

das Geld das sie Henry zusteckt, knöpft sie ihrem Mann ab …

Der ist ein netter Kerl, sage ich, anständig

vielleicht ein wenig langweilig für sie.

Anais behauptet ja, fährt sie fort

ich hätte sie auf den Geschmack gebracht am Leben

und meint damit wahrscheinlich: am Laster …

Auch Anais hat aufmerksam mein Gespräch mit June beobachtet.

Gefalle ich Ihnen übrigens, fragt sie später an der Bar

und nippt an ihrem Absinth.

Sie gefallen allen Männern hier, Madame, sage ich

und das ist es wohl auch, was sie anstreben

und worin Sie außerordentlich erfolgreich sind.

Mir ist klar, dass ich alle verführen will, sagt sie

haben mir schon meine Analytiker gesagt

ehe ich begonnen habe, ihre Analysen zu analysieren

in meinen Träumen schlafe ich mit allen …

Sie und June sind geniale Schauspielerinnen

das Posieren haben Sie gemeinsam, sage ich

nur ist das Ihre fundiert, beruht auf Talent, Geschmack, Bildung

und einem hohen Sprachvermögen.

Anais blüht auf.

Wenn nur die literarische Welt

das endlich auch zur Kenntnis nehmen würde, sagt sie

aber Sie haben recht

June ist als Schauspielerin mit allen Wasser gewaschen

und ich bin neugierig, begierig nach allem Neuen

ich will mich an Erfahrungen berauschen

ich gebe es zu:

deswegen habe ich mich zuerst dem Schriftsteller Miller hingegeben

erst dann dem Mann Henry

aber wir haben uns öfter geschrieben als geliebt

und nach dem Sex reden wir nur übers Schreiben

jetzt bin ich gesättigt von Koitus und Literatur

das alltägliche Leben interessiert mich nicht

ich suche nur die großen Momente.

Die Sie auch zu finden verstehen, Madame, sage ich

und worüber ich gern lesen würde

falls sie mal ihr Tagebuch bei mir vergessen würden …

 

henry-miller

24.1.17 Wahl

Januar 24, 2017

Statt Gabriel tritt jetzt Schulz als Kanzlerkandidat an.
Tiefes Mitgefühl mit jenen Freunden,
die weder Merkel noch Schulz mögen!
Aber die können ja jetzt für die Wagenknecht
die Daumen halten, oder für Petry …

25.1.17 Zarathustra

Januar 24, 2017

Um Spuren von Faust in seinem Zarathustra zu finden.

lese ich gerade Nietzsche wieder.

Weshalb uns hier ein nettes Zitat vergönnt sei

– das natürlich mit gebotener Entschiedenheit zurückzuweisen ist:

„Dass jedermann lesen lernen darf

verdirbt auf die Dauer nicht allein das Schreiben,

sondern auch das Denken.

Also sprach Zarathustra“.zarathustra2

24.1.17 Bots

Januar 24, 2017

„Fake-News“ verbieten zu wollen ist falsch und außerdem sinnlos.

Man kann es sich ersparen, einer bestimmten Klientel

die das gar nicht wissen will

erklären zu wollen was wahr und was gelogen ist.

Zu untersagen sind aber sog. „Social Bots“.

Es erfüllt aber per se die Tatbestandsmerkmale gewöhnlichen Betrugs

mit Hilfe von Meinungsrobotern etwas vortäuschen zu wollen.

22.1.17 Studieren

Januar 22, 2017

Im Cafe fragt mich wieder mal jemand
warum ich – wie ein Student –
in einem Buch lesend darin Zeilen anstreiche
Randnotizen mache
und Anmerkungen notiere.
Antworte wie immer mit Mephisto:
Bemooster Herr! Auch ein gelehrter Mann
studiert so fort / weil er nicht anders kann