Archive for April 2018
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April 28, 2018Romtweet 50
Die Nausikaa-Geschichte
wie sie Homer erzählte
wie sie Goethe erzählen wollte
aber zum Glück unterlassen hat, zu erzählen
wie sie Joyce im Ulysses erzählte
schreibe ich jetzt nicht mehr hier weiter
als Romtweets und auf meine Weise.
Wäre zu lang.
Ab Oktober im Rom-Kapitel meiner
„Flaneurgeschichten“; bei Löcker.
Und jetzt bin ich wieder in Wien /
im Hawelka und Korb / oder auf dem Weg dorthin.
28.4.18 Romtweet 49
April 28, 2018Romtweet 49
Goethe (12)
Goethe hat sich, das Wort sei verziehen
mit Nausikaas Geschichte identifiziert
das zentrale Thema der Wanderschaft für sein Leben
seine Scheu vor festen Bindungen
auch die Begegnungen eines älteren Mannes
mit einem jungen Mädchen
spiegeln sich für ihn
in dieser so leicht angedeuteten Geschichte Homers
von der erotischen Erscheinung einer Königstochter
die alle Freier bisher ablehnend behandelt
und einerseits dem Sittengesetz auf Scheria unterworfen
andererseits von dem Fremden berührt ist
der so anders ist als die andern
und, zarten Gefühlen Raum lassend
sich in ihn zu verlieben beginnt.
Goethe wollte aus dieser Geschichte Homers
in der die entstehende Verliebtheit nur angedeutet war
und, da sie nicht erfüllt wurde
allenfalls ein wenig Wehmut vermitteln sollte
eine schwere, deutsche Tragödie machen
in deren 5. Akt das verlassene, tödlich gekränkte Mädchen
sich ins Meer stürzt …
Die Goetheforschung erklärt uns
dass bloß die Unvereinbarkeit der Homerischen Welt
mit der deutschen Gegenwart nach Goethes Rückkehr aus Sizilien
dazu geführt hätte, Nausikaa nicht zu vollenden
und bloß als flüchtige Erinnerung stehen zu lassen
in der „Italienischen Reise“
doch, und das sei mein Beitrag
hat Goethe, der Künstler und gewiefte Theaterpragmatiker
sie wohl aus gutem Grund nicht fertig gestellt.
Und später, im Faust, sollte ihm
aus Nausikaa / die schöne Helena
werden, Faustens große Liebe
27.4.18 Romtweet 48
April 27, 2018Romtweet 48
Goethe (11)
Beim Gastmahl gibt Odysseus sich zu erkennen
erzählt von seinen Irrfahrten
Alkinoos, der König, beginnt, ihn zu schätzen:
Schaffte doch Vater Zeus
dass ein Mann so wie du
so ähnlich mir an Gesinnung
meine Tochter begehrte
sich mir erböte zum Schwiegersohn
und hier bliebe!
Ich wollte dir Haus und Habe verehren
bliebest du willig hier.
Doch wider Willen soll niemand
von den Phäaken dich halten.
Odysseus nimmt das Angebot nicht an
entscheidet sich gegen ein glanzvolles Leben
an Nausikaas Seite im Land der Phäaken
und lässt sich von den geübten Seefahrern
endlich nach Ithaka bringen.
In den Abschiedsworten Nausikaas
schwingt noch ihr wehmütiges Liebesgeständnis mit
auch wenn es nicht direkt ausgesprochen wird …
Und dann zogen sie das schwarze Schiff
vom Strand des Meeres
eilig in tiefe Gewässer
trugen den Mast hinein und die Segel
hängten die Ruder in ihre ledernen Wirbel
spannten die schimmernden Segel
setzen sich auf die Bänke
saßen in Reihn und schlugen die grauen Wellen mit Rudern
27.4.18 Romtweet 47
April 27, 2018Romtweet 47
Goethe (10)
Nausikaa, das Drama
an dem Goethe in Sizilien zu arbeiten begann
inspiriert von der homerischen Landschaft
und der neuerlichen Lektüre der Odyssee
hieß in seinen ersten Skizzen noch
„Ulysses in Phäa“
meine Version nenne ich
Nausikaa / am Strand von Scheria.
Die Geschichte der Königstochter
im Land der Phaiaken
das bis heute nicht sicher lokalisiert werden konnte
das vielleicht Korfu war oder Sizilien
woran ich nicht glaube
das ich in Apulien vermute
nach nautischen Angaben
wie sie Homer von den Seeleuten seiner Zeit erfragte
und die sich oft als zuverlässig erwiesen
mit einem Zentrum dort wo heute Vieste liegt oder Bari …
Nausikaa, im Traum ermuntert durch Athene
die „blauäugichte“ Tochter des Zeus
(so in der Voßschen Übersetzung –
in der neuen Steinmannschen ist sie die „funkeläugige“)
bricht morgens mit ihren Dienerinnen auf
um am Fluss Wäsche zu waschen
in der Nähe des Strandes.
Liebes Kind, was bis du mir doch ein lässiges Mädchen!
Deine kostbaren Kleider, wie alles im Wuste herumliegt!
Lass uns denn eilen und waschen
denn Mädchen, du bleibst nicht lange mehr Jungfrau
siehe, es werben schon die edelsten Jüngling im Volke
aller Phäaken um dich …
Die Mädchen beginnen ein Ballspiel
wodurch Ulysses geweckt wird
den der Sturm nachts das Floß zerschmettert hat
das Kalypso ihn endlich zu bauen erlaubt hatte
nach sieben Jahren erzwungener Liebe
und der als Schiffbrüchiger an den Strand gespült wurde
geklammert an den letzten Balken des Floßes
dann unter einem Gebüsch eingeschlafen war
aus dem er nun heraustritt
die Blöße mit einem belaubten Zweige verbergend.
Weh mir! Zu welchem Volke bin ich nun wieder gekommen
sind’s unmenschliche Räuber und sittenlose Barbaren
oder Diener der Götter und Freunde des heiligen Gastrechts?
Er wendet sich an Nausikaa, deren Schönheit hervorsticht
Zeige mich hin zur Stadt
und gib mir ein Stück zur Bedeckung …
Ihm antwortete drauf die lilienarmige Jungfrau:
Keinem geringen Mann noch törichten
gleichst du, o Fremdling
jetzt da du unserer Stadt und unsern Gefilden dich nahest
soll es weder an Kleidung, noch etwas anderm dir mangeln
was unglücklichen Fremden, die Hilfe suchen, gebühret.
Im heutigen Europa schriee da sogleich jemand:
Zu Hilfe! Ein Fremder! Eindringling in unser Sozialsystem!
Nun denn. Nachdem Odysseus gebadet und mit Öl gesalbt
zieht er die Kleider an, die Geschenke der blühenden Jungfrau
siehe da schuf ihn Athene
höher und jugendlicher an Wuchs
und goss vom Scheitel ringelnde Locken herab
also umgoss die Göttin ihm Haupt und Schultern mit Anmut
und er ging ans Ufer des Meers und setzte sich nieder
strahlend von Schönheit und Reiz
Kein Wunder, dass Nausikaa beginnt
sich in den Fremden zu verlieben
der so anders ist als die andern:
… er ist jung genug, denn ich bin alt genug
und jeder Mann ist ein junger Mann
der einem jungen Weibe gut gefällt …
anfangs schien er gering und unbedeutend von Ansehn
jetzt gleicht er den Göttern, des weiten Himmels Bewohnern
würde mir doch ein Gemahl von solcher Bildung bescheret
unter den Fürsten des Volks
und gefiel es ihm selber, zu bleiben!
26.4.18 Romtweet 46
April 26, 2018Romtweet 46
Goethe (9)
Was den Homer betrifft so sei es ihm, schreibt Goethe
wie eine Decke von den Augen gefallen …
nun ich alle diese Küsten und Vorgebirge
Golfe und Buchten, Inseln und Erdzungen
Felsen und Sandstreifen, Klippen und Bänke
und das alles umgebende Meer
im Geiste gegenwärtig habe
nun ist mir erst die Odyssee ein lebendiges Wort.
In Palermo eilt er sogleich, einen Homer zu kaufen
um jenen Gesang von Nausikaa mit großer Erbauung zu lesen …
Meinen aufrichtigen Dank:
der Nausikaa-Geschichte werde ich mich jetzt auch
mit neu entfachtem Interesse widmen
26.4.18 Romtweet 45
April 26, 201825.4.18 Romtweet 44
April 25, 2018Romtweet 44
Goethe (7)
Als Goethe endlich von Nea Polis ablegt
weht leider kein förderlicher, frischer Nordost
sondern von der Gegenseite ein lauer Südwest
der allerhinderlichste; und so erfuhren wir denn
wie der Seefahrer vom Eigensinne des Wetters abhängt
und von der des Windes …
der Vesuv verlor sich gegen vier Uhr aus den Augen
auch Ischia und Kap Minerva verschwanden gegen Abend …
anderntags gegen vier Uhr gab der Kapitän dem Schiff
eine neue Richtung
die großen Segel wurden wieder aufgezogen
und unsere Fahrt gerade auf die Insel Ustica gerichtet
hinter welcher wir die Berge Siziliens erblickten …
gegen Mitternacht wird das Meer unruhig
Goethe wird seekrank, zieht sich in die Kajüte zurück
um drei Uhr morgens Sturm
die Segel müssen gestrichen werden
Goethe macht sich indessen Notizen
zur Nausikaa-Episode der Odyssee
gegen Anbruch des Tages legt sich der Wind
Goethe wagt sich wieder auf Deck
früh um acht fanden wir uns Palermo gegenüber
mit Not und Anstrengung gelangten wir
nachmittags um drei in den Hafen …
Ich eilte sogleich, einen Homer zu kaufen
und so saß ich, den Plan zu „Nausikaa“ weiter denkend
eine dramatische Konzentration der Odyssee
Nausikaa als Tragödie zu behandeln …