Archive for Januar 2022

31.1.22 Joyce

Januar 31, 2022

Nachtrag zu „100 Jahre Ulysses“.

Party in Sylvia Beachs Pariser Buchladen

„Shakespeare & Company“.

Irischer Katholik: Herr Joyce! Was haben Sie im Großen Krieg gemacht?

Joyce: Den Ulysses geschrieben. Und Sie?

Irischer Katholik: Und warum haben Sie den Ulysses geschrieben

wie sie ihn geschrieben haben?

Joyce: Damit die Professoren 300 Jahre lang forschen können,

was alles ich damit gemeint haben könnte.

In der Folge kommt es auf der Party zu einem Handgemenge

zwischen Joyce und dem irischen Katholiken,

der sich als jener Fanatiker herausstellt, der den Ulysses

wegen Obszönität und Pornographie vor Gericht gebracht hat

– eine Schlägerei, die der wg. einer Augenoperation kaum sehende Joyce für sich entscheidet, indem er seine neuen Freund,

den jungen, trainierten Hemingway um Hilfe bittet:

„Machen Sie ihn fertig, Hemingway, machen Sie ihn fertig!“

(cit. aus meinem Europabuch „Flaneurgeschichten

aus der imaginären Metropole Europas“, Wien 2019)

31.1.22 profil

Januar 31, 2022

„Die Impfpflicht in der beschlossenen Form ist falsch!

Weil sie zu knieweich ist:

man kann sich mit wenig Geld freikaufen

die Geltung ab 18 ist medizinisch nicht begründbar

und eine Impflotterie ist ein Witz…“

(Rainer im profil Leitartikel)

Und der „Gegner“ der Impfpflicht ist auch dafür

befürchtet aber eine „psychologische Reaktanz“-

dieses infantile „wenns Pflicht ist

bin ich erst recht dagegen!“

30.1.22 Wiplinger

Januar 30, 2022

Das ist keine Rezension

der SCHACHTELTEXTE III  von Peter Paul Wiplinger

sondern mehr eine persönliche Einlassung:

Beide sind wir geboren auf mühlviertler Granit

beide schreiben wir, sind nahezu gleich alt,

er hat mir allerdings etliche Bücher voraus

und den Sieg über eine schwere Krankheit.

Zur Form der „Schachteltexte“:

Von Hand auf Schachteln geschrieben

sorgsam fotografiert, transkribiert und gedruckt

– die Strategie kann ich gut nachvollziehen,

die Entstehung der Idee beschreibt der Autor selbst:

leere Schachteln hatten nach dem Krieg einen Wert,

im Geschäft seiner Eltern in Haslach fielen Schachteln an,

die der Autor als Bub verwahren musste,

d.h. sie aufschneiden und – flachlegen.

Schachteln also in all ihren vielfältigen Formen

als Unterlage fürs Schreiben zu verwenden

ist ein nahe liegender Gedanke.

So entstand durch sie ein zusätzlicher, ästhetischer Wert,

diese Texte in ihrer Ur-Form sind auch Bildende Kunst …

Zum Inhalt:

„Wenn ich aufsteh in der Früh, muss ich die Wörter aufwecken … nein, ich bin nicht verrückt! Die Wörter schlafen“

– mein Lieblingswort in diesem Buch.

Politik, Religion, immer wieder Gebete und das Kreuz

der penetrante Katholizismus seiner Heimat als Kindheitserinnerung

vieles berührt mich, oft Bemerkungen zu Nazis und KZs.

die Covid-Einschränkungen heute sind mehrmals Thema

für einen 80-jährigen der zur Hochrisiko-Gruppe zählt

 „Ab 80 wird gestorben, verrecken in irgendwelchen Ecken“

der existenzielle Zustand, das Schaffen, die Krankheit …

und immer wieder der Tod

viel Lebensweisheit, Altersweisheit.

Über die Liebe, lakonisch oder nicht: „gebrochen ist mein Herz / zerschellt in / tausend Scherben / klirr klirr“.

Ein steter Kampf mit dem Leben, mit dem Tod und – mit dem Wort.

Manchmal erinnert mich das Buch an William Burroughs Cutups –wenn die Reihenfolge des Lesens von Haupttext und „Flügeltexten“ beliebig und individuell zu ändern ist.

Man ist auf jede neue Doppelseite neugierig.

Ich sehe diese Texte vielfach als Prosagedicht

in Baudelairescher Tradition, trotz eingestreuter, launiger Verse …

Das war also der 3. Band Schachteltexte von Peter Paul Wiplinger;

sollte es mal eine vierten geben – ich wär neugierig darauf

also nur zu, alter Freund; Alter ist keine Ausrede!

__________

So, und jetzt widme ich mich wieder

dem schriftlichen Nachlass meiner Mutter (1923-2012):

Dutzende Schachteln voll mit tausenden handschriftlicher Notizen,

die sie auf Zeitungsausschnitte geschrieben hat,

meist wild kommentierend,

die weißen Ränder rundherum beschrieben,

oft quer über den gedruckten Text, angesammelt in Jahrzehnten

– Cut-ups, lange bevor William Burroughs diese erfunden hat.

Und vielleicht gibts ja mal ein Programm,

das mit Hilfe von künstlicher Intelligenz

die Handschrift meiner Mutter lesen kann;

ich kanns nicht.

29.1.22 Joyce

Januar 29, 2022

Heute 100 Jahre Joycens „Ulysses“.

Sylvia Beach, die Amerikanerin in Paris

wagt es, 1922 den Text zu veröffentlichen

– ein Buch das man übrigens mehrmals im Leben lesen sollte.

Dazu aus meinem Faust III (ich weiß: Anmaßung)

FAUSTINA DIE ERBIN

– erscheint dieses Frühjahr bei Löcker:

„Mit der „Katawa“ Triest angelaufen

festgemacht am Pier der Marina San Giusto

vor der alten Fischhalle

klar Schiff, dann Landgang.

Auf der Ponte Rosso an Triests Canal Grande

stoßen wir auf James Joyce.

Ah, Maestro Giacomo, hier in Triest!

ruft Mephisto, dachte Sie seien in Pola

als Englischlehrer von Berlitz

haben uns zuletzt im Cafè Uliks gesehen

Joyce lacht, ich musste Pola unversehens verlassen

eine Posse der Österreicher:

weil ich gern vor ihrem Kriegshafen spazierte

hielten sie mich für einen Spion

und beschlossen, mich auszuweisen …

Tja, sage ich, mit dem Ausweisen sind die Österreicher

immer schnell zur Hand

da können subalterne Beamte

sich so recht aufspielen

zu Herren über Leben und Tod.

Mephisto lacht: Hahaha, James Joyce als Spion gegen Österreich

– ein Treppenwitz der Geschichte.

Da drüben ist übrigens die Berlitz School, fährt Joyce fort,

habe soeben einen Vorschuss rausgeschlagen

und bin unterwegs ins Caffe Specchi

um das mit einem guten Schluck zu feiern

kommen Sie doch mit!

Wo haben Sie angelegt mit Ihrer weißbesegelten Argo?

Die liegt an der alten Fischhalle, sage ich

gleich vor der Piazza Grande …

Im Specchi ordere ich in Kenntnis von Joycens Vorlieben

eine Flasche Absinth

das grünäugige Ungeheuer, wie er es nennt

Woran arbeiten Sie gerade, Maestro Joyce, frage ich.

Ich habe eine kleine Novelle geplant, sagt dieser

von wenigen dutzend Seiten

die ich Ulysses nennen will

spielt in Dublin, am 16. Juni 1904

hatte an diesem Tag ein Date

mit der schönen Nora Barnacle,

Zimmermädchen aus Finns Hotel

an dem Tag hat sie mich zum Mann gemacht.

Jetzt schreibe ich über diesen Tag in Dublin

und habe dabei Triest vor Augen,

als Fluchthafen meines Schreibens.

Hier finde ich meinen Odysseus

hier beginne ich wie er

die Heimat aus der Ferne zu lieben

denn nur aus der Ferne

vermag man über seine Heimatstadt zu schreiben

erst die Ferne ermöglicht, scharf zu sehen

was sonst zu nah ist.

Ah, Triste Trieste!

Da erscheint die schöne Nora auch schon im Cafè und zürnt:

Ihr verführt Jim zum Saufen!

Dazu braucht er uns nicht, sagt Mephisto.

Saufen ist alles wozu du taugst, schimpft sie mit Joyce

erzähl mir nichts von all den Büchern die du schreiben willst

besser, du wärst Sänger geworden!

Nora mit Jim ab.

Seine kleine Novelle „Ulysses“ übrigens

sagt Mephisto

wird letztlich tausend Seiten umfassen

und ihn weltberühmt machen

Sag bloß, du arbeitest auch für Joyce, sage ich.

MEPHISTO mit nachsichtigem Lächeln

So mancher / den man heut gut kennt

war in der Tat / einst mein Klient.“

28.1.22 ÖVP

Januar 28, 2022

Bisher galten die ÖVPler eher als die geschicktesten

Korruptionisten im Lande

darin den anderen Parteien weit überlegen

und wurden dafür von Gesinnungsgenossen

wohl sogar häufig bewundert.

Mit den jetzt bekannt gewordenen Beinschab-Tier-Studien

„Welches Tier ist Sebastian Kurz?

Der eitel-hinterfotzige Pfau?

Der schlau-gefährliche Delfin?“ …

vielleicht auch noch amtsmissbräuchlich bezahlt

vom Finanzministerium aus Steuergeldern,

machte die Partei sich jetzt gründlich lächerlich.

Merke: Korruption wird in Österreich gern nachgesehen

doch Lächerlichkeit erst macht unmöglich.

27.2.22 Postenschacher

Januar 27, 2022

Kloibmüller, Kabinettschef schon bei ÖVP-Innenminister Strasser

sorgte sich seither um „farbenreine“, also türkisschwarze Besetzung

aller höheren Posten der Polizei in Österreich.

ZackZack geleakte Chats zeigen, wie er stets

alle nicht ÖVP-nahen Bewerber, oder gar rote, eliminierte.

„Merk sie dir, wir knöpfen sie uns einzeln vor!“ schrieb er.

Wie man halt so in Österreich als Beamter Karriere macht …

27.1.22 exxpress

Januar 27, 2022

Im ÖVP-nahen Boulevardmedium Exxpress

wesen offenbar dubiose Figuren.

War schon Chefredakteur Richard Schmitt

vorher bei „heute“, „Krone.at“ und „oe24“,

also der Blüte des österreichischen Journalismus

so twitterte die dortige Redakteurin Anna Dobler vorgestern

nachdem sie den Fernsehfilm über die Wannsee-Konferenz

gesehen hatte  doch tatsächlich:

„Das waren nicht nur Mörder,  sondern durch und durch Sozialisten“

– outete sich also eine jener Intelligenzlerinnen, die glauben möchten

Sozialisten durch den Vergleich mit Nazis schaden zu können.

Weils ja „Nationalsozialisten“ hieß

und weil Zitronenfalter bekanntlich Zitronen falten

und weil auf den Jungferninseln bekanntlich nur Jungfern leben …

Das war selbst dem Exxpress zuviel

und er feuerte diese sumpfbackige Redakteurin.

Auf dieses Niveau wollte man sich doch nicht runterziehen lassen.

Also, bravo Exxpress!

27.1.22 Liz Truss

Januar 27, 2022

Liz Truss, britische Außenministerin

übt sich in der Churchill-Rolle:

Im Westen tritt sie derzeit an entschiedensten gegen Putin auf

meldet, Moskau plane einen Umsturz in Kiew

um eine Russland-freundliche Regierung zu installieren

verkündet, das neoimperialistische Russland,

das ein BIP gerade in der Höhe des von Spanien hat

möchte mit  China sein Diktaturmodell in alle Welt exportieren

die freie Welt müsse sich den Kampf gegen diese Autokraten stellen

lässt indessen Panzerabwehrraketen für die ukrainische Armee liefern.

„In Truss we truss“ skandieren schon Leute in London.

Im Februar fährt sie nach Moskau zu Lavrov …

Und für die Briten gilt, wie 1938: Keep calm and carry on!

24.1.22 Korruption

Januar 24, 2022

Früh übt sich …

Der Falter berichtet in seinem heutigen Blog

dass die „AG Jus“ – ÖVPnahe Studentenvertretung am Juridicum –

sich anscheinend von „kriminalitätsverdächtigen Umtrieben

ihrer Mutterpartei“ habe „inspirieren“ lassen.

Blöd war nur, dass bei der letzten ÖH-Wahl die „AG Jus“

krachend verlor und die Fakultätsvertretung

erstmals vom VSStÖ übernommen wurde

dem die finanziellen Unstimmigkeiten bei ihren Vorgängern auffiel.

Geldkassetten mit undurchsichtigen Belegen, kreative Buchführung wie bei der Mutterpartei …

Mittel der Fakultätsvertretung für den Wahlkampf der „AG Jus“ – nach dem Vorbild der dubiosen

Finanzierung der medialen Kurz-Schatten-Kampagnen

und dann noch  illegales Lobbying, nachdem Muster von „Cheflobbyisten Ernst Straßer“ bis zum

„kurzzeitigen ÖBAG-Chef Thomas Schmid“ – Verquickung von Ämtern und Privatinteressen – die

damalige Vorsitzende der FV Jus sei für 5-stellige Auftragsvergaben an ein IT-Unternehmen

eingetreten,

bei dem sie selbst angestellt war.

Die Kontrollkommission soll nun das alles aufklären.

Achja, und bis dahin gilt natürlich die Unschuldsvermutung.

Früh übt sich!

24.1.22 Wiplinger

Januar 24, 2022

Und wieder der erhebende Moment

da ich im Cafe ein neues Buch aufschlage.

SCHACHTELTEXTE III 2019-2020.

Der Autor, Peter Paul Wiplinger, ein alter Freund,

hat es mir kürzlich im Hawelka auf den Tisch gelegt.

Ich kenne – und schätze – ja schon die Bände I & II

und schrieb damals: ein interessanter Weg

zwischen William S. Burrroughs „Cut Ups“

und Charles Baudelairs Prosagedichten

– durchaus verwandt mit meiner eigenen Technik: Minimal Prose, wie mein Verlag es nennt …