Archive for April 2021

30.4.21 Bekessy

April 30, 2021

30.4.

Armin Thurnher heute in seiner Seuchenkolumne

zu den Medien des Wolfgang Fellner

in denen man einst „den Kern ausmachen würde

einer öffentlichen Fäulnis

die sich das Verrotten noch

mit öffentlichen Geldern finanzieren ließ“.

Entwicklungen im Land zeigten,

„wie die Zersetzung vorangeht“.

Der Fellnerismus präge die Kommunikation des Kanzlers …

und dessen „verhaltensauffälliger Mann fürs Grobe, Parlamentspräsident Sobotka,

hat bei Fellner eingestanden

wie das Mediengeschäft funktioniert:

ein Handerl wäscht das andere“…

Warum fällt mir dazu Karl Kraus ein und dessen Kampagne

gegen den Revolverblatt-Verleger Imre Bekessy?

„Hinaus / mit dem Schuft / aus Wien!“

Der „erpresserische Schwerverleger“ (Kraus)

musste letztlich aus Wien flüchten.

29.4.21 Vergil

April 29, 2021

Meine Kolumnen im Yachtmagazin „Ocean7“

plane ich meist im Voraus.

Gestern ist „Thomas Mann / in Florian“ erschienen

und heute sende ich die nächste Folge an den Verlag:

VERGIL IM PORTO DI ROMA.

Vor einem Sturm bin ich mit der „Katawa“

in die Marina di Porto di Roma eingelaufen.

Unter den Arkaden beim Roma Yacht Club treffe ich

auf Vergil, den Dichter der augusteischen Zeit.

„Vergil, I presume?“ eröffne ich mit einer klassischen Formel

und er erlaubt, dass ich mich setze …

Sie haben Homers Epen fortgesetzt, großer Dichter,

setze ich fort, die römische Odyssee geschrieben

und den Grundstein gelegt für ein römisches Zeitalter

– ein erstes, vereintes Europa, das damals auch den Maghreb,

Kleinasien und das Schwarze Meer umfasste

ironischerweise gegründet von einer Dynastie

aus dem kleinasiatischen Troja.

Ein erstmals weitgehend friedliches Europa übrigens,

bedenkt man die 200 Jahre dauernde „Pax Romana“ …

Worauf wir anstoßen mit einem Glas sabinischen Weins,

unter den Arkaden des Porto di Roma.

28.4.21 Thurnher

April 28, 2021

Mein innenpolitischer Morgensport.

Armin Thurnher in seiner heutigen „Seuchenkolumne“:

1. gegen die aktuelle Kommunikationsseuche in Österreich

gäbe es keine Impfung …

die Kanzlerpartei bevorzuge eine Art kommunikativen

Trumpismus light ….

das einzige Beruhigende daran sei die Korruption der Medien …

die gekauften Boulevardlinge sind so zuverlässig charakterlos,

dass sie sofort den Herren wechseln werden

wenn es sich auszuzahlen scheint.

2. ausnahmsweise eine Anerkennung für Kickl:

der liebe seinen eigenen fauligen Schmäh so sehr,

dass man ihn manchmal dafür mögen kann.

Etwa wenn er sagt, die Wahrheitspflicht

im Untersuchungsausschuss reiche nicht aus

man müsste bei manchen Leuten Lügendetektoren einsetzen

und Wolfgang Sobotka wäre der erste Kandidat dafür.

#

28.4.21 Mann

April 28, 2021

Eben erschienen.

Neue Folge meiner Kolumne „Sailing Poetry“

im Yachtmagazin „Ocean7“:

THOMAS MANN IN VENEDIG

Mit der „Katawa“ laufe ich Venedigs Marina Sant’Elena an

wo Katja und Thomas Mann, von Brioni kommend

im Grand Hotel des Bains eingecheckt haben.

Treffe Thomas Mann / dann / im Florian  

– schon des Reimes wegen –

wo er am „Tod in Venedig“ schreibt …

In der nächsten Folge, meine Damen und Herren

liegt die „Katawa“ wieder

in der Marina di Porto di Roma,

wo wir unter den Arkaden beim Yachtclub

auf Vergil stoßen, den Dichter der Aeneis

und ihm bei einem Glas sabinischen Weins danken,

dass er uns die Idee des Abendlandes gegeben hat.

26.4.21 Seuchenkanzler

April 26, 2021

Armin Thurnher heute in seinem Blog über

den „idealen Seuchenkanzler“:

„Wenn das Bild eines zweifelhaften Charakters umso dunkler wird,

je mehr sich die Anbeter dieses Charakters bemühen,

es zu polieren, kann man ermessen,

wie zweifelhaft dieser Charakter tatsächlich ist.

Neigte man der Ansicht zu, dass die gewählte Regierung

uns tatsächlich regiert, und nicht diverse,

von der Familie höchst dilettantisch moderierte Interessen,

könnte man seine Eignung für dieses Amt

schon aufgrund seiner persönlichen Eigenschaften in Frage stellen …“

Hmmm, Seuchenkanzler oder Kanzler als Seuche?

26.4.21 Tschernobyl

April 26, 2021

„In Tschernobyl ist ein Atomreaktor explodiert!“

„Na und?“

“Der Wind hat den Fall-out bis Österreich getragen!“

„So what?“

„Bleibt in den Häusern! Haltet Fenster und Türen geschlossen!

Es droht radioaktive Verseuchung!“

„Ich weigere mich, deswegen im Haus zu bleiben!

Ich lasse mich nicht einsperren!

Sind wir in einer Diktatur?

Wer weiß, was in Tschernobyl wirklich los war?

Ist sicher nur ein Trick von Putin!

Außerdem habe ich ein gutes Immunsystem.

Radioaktivität kann einem gesunden Immunsystem nichts anhaben!

Und Atomstrahlen sind nicht gefährlicher als Sonnenstrahlen!

Außerdem hab ich noch keinen gesehen

der durch Radioaktivität gestorben wäre!

Die Regierung will uns damit nur Angst machen

Sie will uns kontrollieren.“

23.4.21 Zarathustra3

April 23, 2021

Dritter und letzter Teil.

ALSO SPRACH ZARATHUSTRA

interpretiert von Konrad Paul Liessmann

zwischen den 12 mitternächtlichen Schlägen einer Turmuhr

und den Verszeilen des Nietzscheanischen Mitternachtslieds

– und Liessmann interpretiert von mir:

SIEBEN! TIEF IST IHR WEH.

Nein, nicht bloß „Weltschmerz“ ist gemeint.

Weh-tun als Mittel zur Macht- und Luststeigerung?

Das Böse als Kollateralschaden des Willens zum Leben?

Mit dem daraus entstehenden Überlegenheitsgefühl?

Hat große Kunst großes Leid zur Voraussetzung?

Bedeutet Kunstgenuss also Leidensgenuss?

Gott ist die Hölle. Gottes-Hölle.

Nein, die Hölle, das sind die anderen?

Hell is empty. All the devils are there. (The Tempest)

ACHT! LUST – TIEFER NOCH ALS HERZELEID.

Kommt Lust nach Weh? Ist beides verwandt?

Wenn Lust die Wegbereiterin des Wehs ist

muss sie tiefer liegen.

Lust also fundamentaler als der Schmerz?

Als der Urgrund unseres Seins?

Nun denn.

NEUN! WEH SPRICHT: VERGEH!

Alle Weltverbesserer könnten sich auf Nietzsche berufen:

Auf den Moment warten, da soziale oder andere Spannungen

so groß sind, dass etwas getan werden muss.

Die Klimaerwärmung fordert Maßnahmen

gegen das von ihr verursachte Weh? Also Vergeh!

Schmerz als Vorbedingung jeder Reflexion?

Erst Schmerz zwänge dazu, radikal im Denken zu werden?

Wir sind keine denkenden Objektivier-

und Registrierapparate, sagt Nietzsche.

Was hätte er zu den heute üblichen

Entscheidungen durch Algorithmen gesagt?

Schmerz nicht an sich heran lassen heißt

das Leben nicht an sich heran lassen?

Leben heißt, Schmerz zu ertragen.

Doch: alles, was leidet, will auch leben.

ZEHN! DOCH ALLE LUST WILL EWIGKEIT.

Das Paradoxon der Lust:

Sie will Ewigkeit

und strebt zugleich einem Höhepunkt zu, der sie beendet.

Schmerz als Preis der Lust?

Der Gegensatz zu Goethe:

Faust – die Entelechie, das stete Streben als höchstes Glück.

Zarathustra – Festhalten am Glück des Augenblicks.

Lust will Ewigkeit?

Als gäbe es nicht den Ekel.

Den Ekel am Zuviel.

Den Ekel am Zu-oft.

Den Ekel am Immer-Gleichen.

Den Überdruss.

ELF! WILL TIEFE TIEFE EWIGKEIT.

Die Wiederholung des Immergleichen.

Ist es wirklich glaubwürdig

dass sich ein Leben wiederholen sollte

nochmals und unzählige Male?

Die Lust wieder und wieder auszukosten?

Auch wenn es die immergleiche ist?

Durchaus.

Nietzsches Ewigkeitsprobe gegen Kants kategorischen Imperativ:

So zu handeln, als ob unsere Handlungen

viele Male wiederholt werden müssten

und wir diese Wiederholungen tatsächlich wollen?

Das gute Leben sei eines

das wiederholbar gedacht werden muss.

Und Rituale seien der Beweis

für die moralisch richtige Wiederholbarkeit.

Doch Freuds Wiederholungszwang?

Jedenfalls: nur die Lust will dieses Immer-wieder.

Nur sie will tiefe, tiefe Ewigkeit.

Alle Lust will aller Dinge Ewigkeit.

ZWÖLF!

Mit dem 12. Glockenschlag beginnt der neue Tag.

Das Jahr ist zu Ende.

Es ist vollbracht! Zugleich: Lasst uns also beginnen.

___________

Nach 2 Wochen Beschäftigung mit Nietzsches Zarathustra

und mit Liessmanns Buch zu Nietzsches Mitternachtsgesang:

Danke, Konrad Paul Liessmann! Es war amüsant.

Ich werte ein Buch nach der Menge der Fragen

die es in mir entstehen lässt

und nicht nach der Anzahl der Antworten, die es gibt.

Weiter so.

Richard Strauß: Also sprach Zarathustra

23.4.21 Korrelation

April 23, 2021

Profil berichtet in seiner Morgenpost:

Der ÖVP-Abgeordnete Laurenz Pöttinger

habe gestern im Nationalrat eine Forderung

nach mehr Intensivbetten zurückgewiesen,

weil diese zu einer „Erhöhung der Toten“ führen würden.

Wer sagte doch mal, die Dummheit von Politikern

dürfe nie unterschätzt werden?

Ein Abgeordneter sollte den Unterschied kennen

zwischen Korrelation und Kausalität.

Oder glaubt er auch dass wir die Scheidungsrate

durch geringeren Butterkonsum verringern können?

Oder dass die höhere Geburtenrate im Jänner

Folge des vermehrten Auftretens von Störchen im Mai ist?

Was mich übrigens an die Argumentation des Kanzlers erinnert:

Wenn wir Flüchtlinge im Mittelmeer vor dem Ertrinken retten

erhöhe das bloß die Zahl der Ertrinkenden im Mittelmeer

weil sich dann noch mehr Menschen ins Wasser stürzen würden

um zu ertrinken.

Weitere absurde Korrelationen findet ihr hier:

http://www.tylervigen.com/spurious-correlations?utm_source=morgenpost&utm_medium=email&utm_campaign=345&tpcc=morgenpost&pnespid=mPJmselUGBeN0WILdX9lmgohYxpoGel7AAfkl0s

22.4.21 Liessmann2

April 22, 2021

ALSO SPRACH ZARATHUSTRA

interpretiert von Konrad Paul Liessmann

(Alle Lust will Ewigkeit, Wien 2021)

zwischen den 12 mitternächtlichen Schlägen einer Turmuhr

und Liessmann interpretiert von mir.

Die Begeisterung nach dem ersten Kapitel,

EINS! O MENSCH GIB ACHT

ist indessen etwas gesunken

dennoch sei, um das zu Ende zu bringen

hier der weiteren 10 Kapitel gedacht

folgend den einzelnen Verszeilen

des Nietzscheanischen Mitternachtslieds

mit ihren mir dabei entstehenden Assoziationen:

ZWEI! WAS SPRICHT DIE TIEFE MITTERNACHT?

Tag Nacht, Hell Dunkel, Erkenntnis Erfahrung

Nacht als Symbol für das Dunkle, Triebhafte

von Plato bis zur Aufklärung erscheint die Wahrheit bei Licht.

Doch was raunt da unser Nietzsche?

Die Nacht als Verlust der Rationalität, der Logik

der Zurechnungsfähigkeit und dennoch als Gewinn?

Es spricht Nyx, die Göttin der Nacht

vermag die Nacht zu zeigen

was der Helle des Tages verborgen bleibt?

Die Wiederholung des Immergleichen hat Marx übrigens

deutlich amüsanter definiert als Nietzsche:

Geschichte wiederholt sich:

was als Tragödie entstand

wiederholt sich als Farce.

DREI! ICH SCHLIEF! ICH SCHLIEF!

Spricht hier die Mitternacht selbst?

Spricht der Mensch?

Nein, es wird keine Philosophie des Schlafes bei Nietzsche

aber: meinte Zarathustra wirklich,

der Sinn des Lebens sei, gut zu schlafen?

Wozu leben? Wozu handeln? Um gut zu schlafen?

Nein, es war wohl ein Witz.

VIER! AUS TIEFEM TRAUM BIN ICH ERWACHT.

Der Traum sei der Hüter des Schlafes, so Freud.

Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer, so Goya

besser, die Vernunft nicht schlafen zu lassen.

Libido, der Lebenstrieb gegen Thanatos, den Todestrieb.

Der Sinn des Seins die Rückkehr in leblosen, anorganischen Zustand?

Ein Erwachen aus dem Traum des Lebens?

Hat der Mensch einen Trieb zur Wahrheit?

Oder einen Trieb zur Lüge?

Gibt es die Sprache nur um einander zu täuschen?

Traum und Rausch als Formen der Entgrenzung

sollen nach Nietzsche alle künstlerischen Akte fundieren.

Ist es so?

Wo blieben dann Rationalität

die nüchterne Kalkulation

die intendierte Wirkung?

Die uns zur Erkenntnis führen?

Geschwurbel, auch ein verehrter Denker ist davor nicht gefeit.

Dionysisches Geschwurbel.

Fand ich schon reichlich enthalten

in Ihrer „Geburt der Tragödie“ enthalten, Meister. Mit Verlaub.

Schon gut: ein Jugendwerk.

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FÜNF! DIE WELT IST TIEF!

Weniger Logik, mehr Traum! Im Ernst?

Und was ist jetzt tiefer?

Die Mitternacht? Der Traum? Die Welt?

Die Welt ist es, die tiefer ist als der Tag gedacht.

Weltläufigkeit als Voraussetzung des Erkennens.

Ja, die Globalisierung, state of the art der Zivilisation

heute gern ideologisch verteufelt als „Globalismus“.

Und Weltliteratur, schon von Goethe in Stellung gebracht

gegen heutiges „Cancel Culture“.

„Wer soll der Erde Herr sein?“

„O Mensch!“ – du, der Herr der Erde?

Sie mittels Bio-Engineering weiterhin in den Griff bekommen?

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SECHS! UND TIEFER ALS DER TAG GEDACHT.

Tiefer als die platonische Höhle?

Als die Wirklichkeit, draußen im Sonnenlicht?

Nietzsche als Zerstörer der Vernunft?

Nietzsche habe den Begriff der Tiefe festgehalten

und zugleich negiert (Adorno).

Das wache Bewusstsein –  bloß ein Traum für Nietzsche?

Hat auch ein kritischer Geist mal vorbeigedacht

am „Geheimnis“ der Welt?

21.4.21 Liessmann1

April 21, 2021

ALSO SPRACH ZARATHUSTRA

interpretiert von Konrad Paul Liessmann

zu den 12 mitternächtlichen Schlägen einer Turmuhr

und Liessmann anerkennend interpretiert von mir.

EINS! OH MENSCH GIB ACHT!

Gib acht ! Worauf?

Auf die Schläge der Turmuhr?

Und dieses vieldeutige „Oh!“

Bewundernd oder verachtend

Anerkennend oder pejorativ

zwischen „Oh Voltaire!“ und „Oh Blödsinn!“

heute ein  „Oh dieser Kanzler!“ im Sinn von „Ach, Kanzler!“

wie Enzensberger einst sein „Ach Europa!“.

Oh Mensch! Du bist das, was überwunden werden muss!

Du Seil zwischen Tier und Übermenschen!

Oh Mensch! du missing link!

Oh Mensch! in einer Zeit, da Wissenschaft dabei ist

den Übermenschen – genbiologisch – zu schaffen!

Oder bloß „Oh Mensch!“ als drohende Anrede

wie das biertischtaugliche „Mann!“, in Wien „Oida!“

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